Zelten am Kulkwitzer See in Leipzig

Marcel und Kai holen mich am Freitagabend ab. Mit voll beladenem Kofferraum und frisch geernteten Kirschen machen wir uns auf in Richtung Leipzig. Die Tore der Stadt bereits erreicht, informiert uns Gastgeberin Ines, dass noch ein Parkplatz vor dem Haus frei ist. Dem ist auch bei unserer Ankunft noch so, sodass wir binnen weniger Minuten am gedeckten Tisch Platz nehmen. Von der freundlichen Hausherrin bekommen wir Kürbissuppe serviert, die so lecker ist, dass ich meine Schüssel zwei weitere Male fülle. Mit vollen Mägen schmeißen wir uns zunächst auf die Couch und nach einem Austausch über die jüngste Vergangenheit schließlich in die Federn. Beim Frühstück, welches keine Wünsche offen lässt, entscheiden wir uns für das Zelten am Kulkwitzer See, der sich am westlichen Stadtrand Leipzigs befindet. Uns vier ins voll bepackte Auto gepresst, halten wir nach wenigen hundert Metern am Supermarkt und stopfen unsere Einkäufe in die spärlich vorhandenen Freiräume.

Trotz Navi finden wir die Einfahrt zum Campingplatz am 'Kulki' zunächst nicht und irren ein wenig umher. Auch das noch, denken wir uns, als wir plötzlich auf einem Schild, welches an einem Alleebaum hängt, lesen, dass der Campingplatz bereits voll ist. Wir ignorieren diese Information und halten vor der geschlossenen Schranke des Campinggeländes, welches auf einer Halbinsel liegt. An der Rezeption erhalten wir den Vorschlag, während der Mittagspause auf dem Gelände einen freien Platz zu suchen. Über die Areale A, B und C schlendernd, identifizieren wir zwei Stellplätze, die uns zusagen. Da noch Mittagspause ist, vertreiben wir uns die Zeit am Seeufer unweit der Tauchstation. Hier ist es uns aber doch zu schattig, sodass wir auf eine sonnenverwöhnte Wiese flüchten, auf der wir einen Teil unserer mitgebrachten Schokoladenvorräte vertilgen. In der Check-In-Schlange stehend, weise ich einen anderen Campinggast zurecht, der versucht, sich vorzudrängeln. Dass dieser kein einfacher Zeitgenosse ist, erleben wir wenig später als Zeugen einer lautstarken Auseinandersetzung zwischen ihm und einer sich schließlich durchsetzenden Rezeptionistin. Nachdem wir neben einer Finnhütte unsere zwei Zelte aufgeschlagen haben, gehen wir erneut zum Seeufer und machen es uns auf der Höhe des Schiffrestaurants bequem. Sowohl die Liegefläche als auch der Uferboden sind zwar ziemlich steinig, doch ist es im Vergleich zu den Uferabschnitten am Rettungsturm wesentlich ruhiger. Durch die Ufervegetation sehen wir die im nördlichen Seebereich über das Wasser gleitenden Wasserskifahrer. Während Marcel und Kai es vorziehen, am Ufer zu liegen, genießen Ines und ich das glasklare Wasser des 'Kulki' sowie die uns einander zuwerfenden Algenpackungen.

Am Abend bestellen wir im Imbiss Seegarten gebratene Nudeln, Bratwurst und Pommes, und werden von einer sehr freundlichen, jungen Frau mit asiatischen Wurzeln bedient. Aus wenigen Metern Entfernung ruft uns eine Frau zu, die uns um Kleingeld erleichtern möchte, was ihr nicht gelingt. Wir werden sie am nächsten Tag wiedersehen. Den späteren Abend verbringen wir am See. Bestens unterhalten fühlen wir uns von einem Pärchen, dessen männlicher Part in Frauenklamotten steckt. Offensichtlich gibt es für das Pärchen heute einen Grund zum Feiern, denn gemeinsam mit Freunden werfen sie sich gegenseitig Wasserbomben zu und bringen selbige dabei lauthals lachend zum Platzen. Auf den ausgebreiteten Decken spielen wir Karten sowie das Kaufhaus- und Arche Noah-Rätsel. Nach einer für Marcel und Kai eher schlaflosen Nacht nehmen wir neben unseren Zelten auf dem Boden sitzend ein im Vergleich zum Vortag einfaches Frühstück ein, das aus mitgebrachtem Kuchen und Kirschen besteht und mit Kaffee vom Imbiss nebenan heruntergespült wird. Wir entscheiden uns gegen eine Tretbootfahrt und parken nach Verlassen des Campingplatzes direkt am Seerestaurant, welches offensichtlich seit längerer Zeit kein Gast von innen gesehen hat. Ein paar Stunden sonnen wir uns heute auf der unweit von der gestrigen Liegefläche gelegenen Liegewiese, und spielen Mister X. Zur Mittagszeit kehren wir im Griechischen Restaurant ein. Im schattigen Hof wird es mit der Zeit doch unerwartet kühl, sodass wir mit unserem Tisch der Sonne folgen. Freundliche Kellner servieren uns leckere Speisen, zu denen die mit Salz und Knoblauch gewürzten Bratpaprikas gehören, die mich an die in Portugal gegessenen Pimientos de Padrón erinnern. Kai kann aufgrund seines heute pausierenden Geschmackssinnes sein Essen leider nur bedingt genießen. Bedingt sind auch die Rechenkünste, die der Kellner beim Bezahlen an den Tag legt. Weil es so schön war (und ist), beschließen wir, ein weiteres Mal zum 'Kulki' zu fahren und Sonne zu tanken, bevor wir nach zwei lustigen und erholsamen Tagen am Sonntagnachmittag die Heimfahrt antreten.


> 29. Juni/1. Juli <