Schweriner See

Aus allen Himmelsrichtungen strömen am Himmelfahrtstag fünf unternehmungshungrige Freunde in die Kleinstadt Crivitz südöstlich Schwerins, um die ersten Stunden des verlängerten Wochenendes die Gastgeberqualitäten von René unter die Lupe zu nehmen. Während die Einen mit dem eigenen, geliehenen oder Firmen-PKW anreisen, haben die Anderen kräftig in die Pedalen getreten oder sich nach erfolglosem Trampversuch für die Bahnfahrt entschieden. Nach einer freudigen Begrüßung im Wiese'schen Garten und einer intensiven Begutachtung des Gewächshauses und Gemüsebeetes, in welchen sich Tomaten, Kürbisse, Mangold und vieles mehr bester Gesundheit erfreuen, werden die jüngsten Ereignisse in gemütlicher Runde unter der Süßkirsche ausgetauscht. Bevor es an die Zubereitung des Abendessens geht, entscheiden wir uns für einen Spaziergang durch den Ort. Mit wenigen Schritten gelangen wir an den Crivitzer See und spazieren an dessen Ufer entlang, vorbei an gepflegten Gärten und beeindruckenden Koniferenformationen. Während Stadtführer René über die geologischen Verhältnisse berichtet, erreichen wir das am Amtsgraben gelegene Toscana-Restaurant, das nicht besonders einladend aussieht und schon bessere Tage gesehen hatte. Neugierige Blicke werden hin und wieder in die Crivitzer Innenhöfe geworfen und an einer nahe gelegenen Weide mit jungen Rindern legen wir eine kleine Pause ein.
Mit nun hungrigen Mägen wird die Wiese'sche Küche auf den Kopf gestellt. Die Aufgaben sind hier natürlich klar verteilt. Während Küchenchef René für die Fleischauswahl zuständig ist und Gemüsechef Christian Gurken und Tomaten ans Messer liefert, verunfallt Kräuterchef Marco aufgrund einer Schnittwunde schwer und wird von den tüchtigen Küchenhilfen Henne und Tobias abgelöst. Grillmeister Daniel feuert unterdessen schon eifrig den Grill an. Dank der von Henne mitgebrachten Fotos schwelgen wir in Erinnerungen über gemeinsame Unternehmungen während der Neubrandenburger Studienzeit wie beispielsweise das aufregende Paintball-Spiel in Burg Stargard, den Besuch des Rostocker Weihnachtsmarktes oder die unvergesslichen Lührs'schen Exkursionen zum Thema 'Eine Landschaft sehen, beschreiben und verstehen'. Übermütig gewordene Gäste stürzen sich derweil auf die in der Süßkirsche platzierten Spielgeräte.
Um dem Völlegefühl entgegenzuwirken, steht nun ein zweiter Spaziergang an. In der Abenddämmerung führt uns René an den Ortsrand und lockt uns in dichtes Buschwerk. Misstrauisch dem Einheimischen folgend, wandern wir einen Hügel hinauf und werden mit einem herrlichen Blick über die knapp 5000 Einwohner zählende Stadt belohnt. Entlang eines Feldes spazieren wir in Richtung des örtlichen Gymnasiums, das wie eine Militärbasis oder Tierversuchsanstalt anmutet. Der Pausenhof findet bei uns keinen Gefallen. Am Weg, der entlang des Sees führt, flackert so manches LED-Licht. Als es kühl wird, begeben wir uns ins Haus, um uns im Wohnzimmer Fotos des Hausherrn über den Hausumbau anzuschauen. Mit vielen Eindrücken über die stattgefundenen Renovierungsarbeiten verteilen wir uns im Haus und bereiten die Nachtlager vor.
Ausgeschlafen bereitet der gastfreundliche Hausherr das Frühstück vor und ganz unkonventionell wird das Geschirr auf den Tisch gebracht. Während die tierlieben Gäste Christian, Henne und Marco im Garten mit der offensichtlich unter Haarausfall leidenden Katze spielen, wässert Pflanzenliebhaber Daniel den Nutzgarten. Als eine längere Diskussion über den weiteren Tagesablauf beendet ist, begeben sich ein Zweirad und vier PKW auf den Weg nach Retgendorf. Ein paar Meter von unserer Ferienwohnung Nr. 1 entfernt, weidet ein Schaf, woraufhin wir meinen, dass Fleisch am Abend nicht mitgebracht werden muss. Nachdem das Quartier bezogen und die Nachtlageraufteilung beschlossen ist, fahren wir nach Schwerin. Auf dem Rummel werden Fischbrötchen verdrückt und es geht auf der Suche nach Bargeld in Richtung Innenstadt. Weiter geht es zum Schlossgelände, auf welchem 2011 die BUGA stattfand. Wir spazieren gemütlich über das Gelände, staunen über die vorhandenen Gehölzbestände aus Fächerbuche und Sumpfzypressen und begegnen unzähligen Damen und Herren in Hochzeitsroben. Im Anschluss machen wir die notwendigen Besorgungen und zum Glück wissen die Einkaufsprofis Christian und Tobias ganz genau, was gebraucht wird. Rasant geht es zurück zum Campingplatz. Da sich kein Grillanzünder finden lässt, improvisieren wir und verwenden herumliegendes Material als Anzündhilfe. Letztendlich hatten wir uns doch dagegen entschieden, dem Schaf das Fell über die Ohren zu ziehen und begnügen uns mit Fleisch aus der Tiefkühltheke. Auf dem Volleyballfeld pauern wir uns aus, aber für einen Sprung ins Schweriner Nass ist es zu kalt. In gemütlicher Runde helfen wir beim Tier-Memory unserem Gedächtnis auf die Sprünge, woraus René als strahlender Sieger hervorgeht. Außerdem werden vorsichtig Spielkarten auf dem Flaschenhals abgelegt.
Nach dem Frühstück erkundigen wir uns nach örtlichen Fahrrad-Verleih-Stationen. An der entsprechenden Station angekommen, begrüßt uns eine pinkhaarige junge Frau, deren Gesicht offensichtlich jüngst unter einem Chirurgenmesser lag. Auf den Drahteseln geht es nun den See entlang in Richtung Norden. Wir beobachten Kormorane sowie einen Fischadler, bei dem es sich aber auch um einen Bussard handeln könnte. In der Umgebung von Bad Kleinen passieren wir blühende Rapsfelder. Als wir das Schloss Wiligrad erreichen, das inmitten eines Waldgebietes am Steilufer des Sees liegt, sind wir uns uneinig, ob man die vorhandene Lichtung, die einen Blick auf den See gewährt, erweitern sollte. Im gemütlich eingerichteten Hofcafé stärken wir uns mit Kaffee, Heißer Schokolade sowie Erdbeer- bzw. Rhabarberkuchen. Sobald wir in die Pedalen treten, legen Daniel und René ein hohes Tempo vor, gefolgt von Henne und Marco, während Christian und Tobias die Landschaft offensichtlich am meisten genießen.
Zurück auf dem Campingplatz bereiten wir als Abendessen Spaghetti mit Käsesoße und Brokkoli zu. Spontan entschließen wir uns zum Koffer packen mit Tante Alaya und verstauen neben einem Handtuch und Orangensaft auch einen ausländischen Führerschein, einen Turban, einen Koran, ein Seil, Arsen und Kokain, ein 77-teiliges Taschenmesser, eine Kleinkaliberwaffe, eine Bombe mit Zeitzünder, eine Rupie, ein Lexikon zum Arabischen Frühling sowie die neueste Ausgabe des Handbuchs 'Foltern'. Nach den Reisevorbereitungen für Tante Alaya unternehmen wir in der Abenddämmerung einen Ausflug in das Naturschutzgebiet 'Warnowtal bei Karnin', kämpfen uns durch den Wald und besichtigen einen alten Wassermühlenstandort.

Nachdem Daniel am Sonntagmorgen leckeres Rührei auf den Tisch zaubert, verstopft Henne die Toilette. Ob es an dem Rührei lag? Beim Auschecken melden wir der freundlichen Dame im Empfangscontainer das sanitäre Problem und liefern uns bei windigem Wetter und vollem Körpereinsatz ein spektakuläres Volleyball-Match, bevor es schließlich auf Heimreise geht.
> 14./17.-V-'15 <

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