In
Regenjacke und -hose gehüllt, treffe ich Franny wie verabredet am
Sonntag um viertel zwölf am Seehäuser Bahnhof. Marcel hatte wenige
Stunden zuvor wissen lassen, dass er es vermutlich nicht pünktlich
zur Abfahrt des Zuges schafft und deshalb mit Kai die nächste
Verbindung nehmen wird. Statt zu viert steigen wir also zu zweit mit
unseren Fahrrädern in die Bahn in Richtung Stendal und nehmen auf
den blauen Klappsitzen im Fahrradabteil Platz. Da der ältere
Fahrgast neben uns offensichtlich keinen Wert auf Körperpflege legt
und uns ein unangenehmer Duft in die Nasen kriecht, entscheiden wir
uns allerdings schnell für einen Platzwechsel und machen es uns in
der 1. Klasse bequem. Mit einem interessanten Gespräch über die am
vorherigen Wochenende stattgefundene Bundestagswahl vergeht die Zeit
bis zur Ankunft in Stendal wie im Flug. Hier suchen wir das Gleis 8
und werden nach einigem Umherirren tatsächlich fündig. Dass wir das
entsprechende Hinweisschild beim erstmaligen Gang durch den
Bahnhofstunnel nicht gesehen haben, macht deutlich, dass auch vier
Augen nicht zwangsläufig mehr sehen als zwei. Letztendlich
stimmen wir darin überein, dass das Hinweisschild an einer
ungünstigen Stelle im Tunnel angebracht ist und die Gleis-Info
dadurch generell leicht fehlinterpretiert werden kann.
Nachdem
wir unsere Drahtesel in der Regionalbahn nach Tangermünde deponiert
haben und Franny am Bahnsteig ihre Lungen mit kräftigen
Zigarettenzügen verwöhnt, düsen wir in der in südwestliche
Richtung fahrenden Bahn pünktlich davon.
Im
etwa zwölf Kilometer entfernten Tangermünde angekommen, schwingen
wir uns in unsere Fahrradsättel und begeben uns auf die Suche nach
der Neuen Straße, in der sich unser Quartier für die kommende Nacht
befindet. An einer Straßenkreuzung checken wir nochmal die Lage und
finden bei leichtem Regen schließlich die gesuchte Adresse. Da wir
unser Ziel bereits eine halbe Stunde vor dem verabredeten Termin
erreichen und uns an der Türe niemand öffnet, kontaktiere ich die
für die Vermietung der Ferienwohnung zuständige Frau, woraufhin
diese uns in die in unmittelbarer Nähe befindliche St.
Stephanskirche bestellt, da sie hier gerade tätig ist, indem sie
kirchliche Souvenirs an den frommen Mann bzw. die fromme Frau bringt.
Unter Gottes wachsamen Augen erledigen wir die Formalitäten und
entscheiden uns statt einer ausgiebigen Kirchbesichtigung für die
Sichtung unseres Nachtquartiers. Schließlich
ist unsere Zeit in der Kaiserstadt begrenzt und wir müssen
Prioritäten setzen.
Erneut die gepflasterte Straße entlang fahrend, halten wir vor dem
zur Ferienwohnung gehörenden Hoftor, welches wir auf Empfehlung der
Verwalterin unter Zuhilfenahme von ein wenig Gewalt öffnen. Wir
kämpfen uns an der in das Tor hineinwachsenden Korkenzieher-Weide
vorbei und betreten neugierig das Innere des Hauses. Als Erstes fällt
uns der Geruch auf, der darauf schließen lässt, dass es sich –
wie die Verwalterin gleich zu Beginn unseres ersten Telefonats meinte
– tatsächlich um eine jüngst renovierte Wohnung handelt. Auf drei
Ebenen stehen uns sechs Betten sowie zwei Bäder zur Verfügung. Auch
die Ausstattung der Küche ist vollkommen ausreichend, sodass wir
einen sehr positiven Gesamteindruck erhalten.
Nachdem
mich Franny über die Schönheiten der von
ihr im Sommer besuchten
Ostfriesischen Insel Borkum aufklärt, machen wir uns auf den Weg zum
Bahnhof, um Marcel und Kai abzuholen. Dass keiner von beiden aus der
gerade eingetroffenen Bahn steigt, halten wir zunächst für einen
Scherz. Schließlich fällt mir ein, dass sie wahrscheinlich an der
Haltestelle 'Tangermünde
West'
ausgestiegen sind. Ich liege falsch, denn Marcel erklärt mir am
Telefon, dass sie den Anschlusszug in Stendal verpasst haben und sich
nun per Fahrrad auf den Weg in die Kaiserstadt gemacht haben. Da an
dieser Situation nichts zu ändern ist und wir ein schnellstmögliches
Treffen herbeisehnen, fahren Franny und ich an den Ortseingang von
Tangermünde, um die Anderen hier in Empfang zu nehmen. Da es nach
wie vor regnet, stellen wir unsere Räder unweit der Straße ab und
flüchten in ein mit Tomaten bewachsenes, offenes Gewächshaus.
Darüber, dass wir uns auf einem Gelände des Direktvermarkters
Franiel befinden, das übrigens nicht umzäunt ist, informiert eine
am Straßenrand stehende Strohfigur. Schnell entdecken wir die neben
dem Gewächshaus stehenden Himbeer-Reihen. Dutzende der leckeren
Früchtchen wandern in unsere Mägen, bevor wir schließlich die
weiteren Anbauflächen in Augenschein nehmen. Auch mit Radieschen und
Karotten fackeln wir nicht lange und lassen das Wurzelgemüse sowie
mehrere Tomaten im Fahrradkorb verschwinden. Die Zeit vergeht und von
Marcel und Kai ist entlang der Straße nichts zu sehen, sodass wir
mit unserer Ernte zurück zum Quartier fahren, um uns mit den
Nachzüglern später dort zu treffen. Als es schließlich soweit ist,
führt Kai als Entschuldigung für die späte Ankunft in Tangermünde
einen Abstecher zum Pilze sammeln an, was natürlich als Scherz
gemeint ist. So waren es vielmehr der kräftige Wind und der geringe
Reifendruck, die ein schnelles Vorankommen unmöglich machten.
Mit
hungrigen Mägen begeben wir uns zur Kaffeezeit auf die Suche nach
einer Gaststätte und entscheiden uns für die Exempel-Gaststuben,
die sowohl Franny als auch Kai bereits bekannt sind. Wir schreiten
die Stufen hinauf und fühlen uns plötzlich ein halbes Jahrhundert
zurückversetzt – was natürlich nicht wirklich möglich ist und
eher auf die Generationen vor uns zutrifft. Hier, im einstigen
Schulgebäude, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Mit
staunenden Blicken folgen wir der Wirtin durch die mit originalen
Möbeln eingerichtete frühere Schulküche, die heute als Bar- und
Empfangsbereich genutzt wird, und befinden uns schließlich im
früheren Klassenzimmer. Die originalen hölzernen Schulbänke, das
Lehrerpult und die unzähligen, auf dem Boden stehenden bzw. die
Wände schmückenden Utensilien aus dem einstigen Schulalltag lassen
viel Liebe zum Detail erkennen. Da wir sehr hungrig sind, stürzen
wir uns auf die auf unseren Bänken liegenden Speisekarten in
Schulheft-Form. Die Lektüre studierend, erfahren wir nicht nur, was
es hier Leckeres zu Essen und Trinken gibt. In dem kleinen Heftchen
lesen wir darüber hinaus viel Wissenswertes über die Geschichte der
Stadt. Demzufolge werden wir die Gaststätte nicht nur mit gefülltem
Magen, sondern auch mit gefülltem Hirn verlassen. Aus dem Staunen
kommen wir nicht raus, denn die von der Wirtin servierte
Kürbiscremesuppe sieht einfach großartig aus. Statt auf einem
Teller befindet sich das Süppchen in einem (vermutlich) selbst
gebackenen runden Brot. Da Letzteres einfach zu mächtig ist, lassen
wir es vorerst unaufgegessen. Eine kluge Entscheidung, denn sonst
würden wir den Hauptgang nicht „verinnerlichen“ können. Bevor
wir die Kombination aus Gast- und Bildungsstätte verlassen,
besichtigen wir die Räumlichkeiten in der oberen Etage. Auch hier
ist es sehr gemütlich.
Um
für den nächsten Morgen einzukaufen, machen wir uns wieder auf den
Weg zur Ferienwohnung, wo sich unsere Fahrräder befinden. Vor
verschlossener Türe stehend, stellen wir erschrocken fest, dass
keiner von uns an den Haustürschlüssel gedacht hat, der
offensichtlich immer noch in der Wohnung auf dem Flurtisch liegt. Uns
fällt ein, dass die Verwalterin sagte, dass sie heute ab dem frühen
Nachmittag auf einer Geburtstagsfeier in Osterburg und somit nicht
vor Ort ist. Gedanklich sehen wir schon den Schlüsseldienst die Türe
öffnen, als wir uns dann doch für einen Anruf nach Osterburg
entscheiden. Nach reiflicher Überlegung teilt uns die freundliche
Stimme am anderen Ende mit, dass sich jemand aus Osterburg auf den
Weg zu uns machen wird. Dass es sich bei dem Schlüsselbringer um das
Geburtstagskind handelt, werden wir eine halbe Stunde später
erfahren. Dankend stecken wir unserem Helfer in der Not Spritgeld zu
und verstauen sorgfältig den Haustürschlüssel, bevor wir in der
Dunkelheit Tangermündes zu zwei Discountern fahren und unsere
Einkaufskörbe füllen. Schwer bepackt mit tollen Sachen, die den
späten Abend und den nächsten Morgen schöner machen, radeln wir
zurück zur Unterkunft, wo wir es uns am Küchentisch bequem machen.
Gardinen am Fenster scheint man hier nicht zu mögen, sodass wir und
die Anwohner auf der anderen Straßenseite uns gegenseitig auf den
Küchentisch gucken können, es sei denn, ein vorbeilaufender und mit
ausgestrecktem Arm fast greifbarer Passant steht uns dabei im Weg.
Müde von den jüngsten, aufregenden Ereignissen begeben wir uns in
die erste Etage und schmeißen uns bei geöffnetem Fenster in die
Federn. Da die Glocke der etwa 150 Meter entfernten St.
Stephanskirche alle viertel Stunde läutet, schlafen einige von uns
ziemlich unruhig.
Tangermünde
scheint in der Tat eine Hochburg des Tourismus zu sein, denke ich
mir, als ich mich in den engen Gassen bei einem Passanten nach einem
Bäcker erkundige und mehrere Möglichkeiten genannt bekomme. So
bieten auch am heutigen Feiertag die Backstuben ihre Waren feil. Nach
einem umfangreichen Frühstück, zu welchem Kai Rührei zaubert,
brechen wir fast pünktlich zur geplanten Zeit auf. Auf den
gepflasterten Straßen fahren wir zum Marktplatz und bestaunen das im
späten Mittelalter erbaute Rathaus mit seiner spätgotischen
Schauwand. Für ein näheres Kennenlernen Grete Mindes sowie einen
Besuch des Heimatmuseums bleibt uns keine Zeit, da uns heute eine
lange Radtour bevorsteht, und so werden wir nichts Genaueres über
die Frau erfahren, die angeblich die Stadt 1617 angezündet hat
und schließlich zwei Jahre später auf dem Scheiterhaufen endete.
In
der Annahme, direkt auf Höhe des Marktplatzes runter zur Elbe zu
gelangen, durchfahren wir die Marktstraße und stehen plötzlich vor
der Stadtbefestigung. Hier geht es nicht weiter und so kehren wir
schließlich zum Marktplatz zurück und folgen der Kirchstraße. Vor
den Exempel-Gaststuben biegen wir rechts in die Lehrerstraße ein und
düsen durch das Elbtor auf die Hafenpromenade. Nur etwa 300 Meter
sind es von hier bis zur Mündung des Tanger in die Elbe. Ein paar
Minuten fahren wir nun bei herrlichem Sonnenschein an der Elbe
entlang, bevor wir auf der Arneburger Straße die im Norden der Stadt
befindlichen Industrieanlagen passieren. Da wir uns dazu entschlossen
haben, auf der rechtselbischen Seite Richtung Norden zu radeln,
überqueren wir die Elbbrücke, wobei uns kräftiger Gegenwind ins
Gesicht bläst. Meter für Meter legen wir entlang der B188 zurück,
aber ein erwarteter Abzweig hinunter zum Fluss ist nicht in Sicht.
Seltsam, denken wir, als wir eine Treppe entdecken, die allerdings
durch Leitplanken versperrt ist. Die Idee, unsere Räder über die
Barriere zu heben, setzen wir nicht in die Tat um und folgen weiter
der Hauptstraße, die kein Ende nehmen will. Dass es in den Jahren
zuvor möglich war, über die Treppe hinunter an die Elbe bzw. an
einen nahegelegen See zu gelangen, werden wir später durch einen
Schönhäuser Bürger erfahren. So berichtet er uns, dass sich die
Tangermünder Bürger, die sich am genannten See erholten, im Laufe
der Zeit darüber aufregten, dass zunehmend mehr Badegäste über die
Elbbrücke bzw. die Treppe an den See kamen. Hierin liegt
offensichtlich der Grund für die Errichtung
der Barriere.
Tatsächlich
hat auch die B188 ein (vorläufiges) Ende und so folgen wir der B107
in Richtung Schönhausen. Enttäuscht darüber, dass wir nicht direkt
an der Elbe radeln, erreichen wir auf dem laut Hinweisschild
alternativen Elberadweg die Geburtsstadt Otto von Bismarcks. Für den
Besuch des Schlosses bleibt leider keine Zeit, denn aufgrund des
offensichtlichen Umweges benötigen wir bestimmt mehr Zeit bis nach
Seehausen als ursprünglich geplant. Dem Rat eines Anwohners folgend,
fahren wir nun auf einem asphaltierten Weg direkt auf die Elbe zu,
stoßen jedoch auf eine Weggabelung, an der wir erst einmal rasten.
Zu unserem Glück kommt ein Mopedfahrer mit einem mit Gras beladenen
Anhänger vorbei und hilft uns bei der Orientierung. Freundlich
erzählt er uns, dass sich der Abschnitt des Radweges zwischen
Elbbrücke und Schönhausen aktuell noch im Bau befindet und daher
nicht befahrbar ist. Der gute Mann scheint Gefallen daran zu finden,
uns von den Geschehnissen in der Region zu erzählen. So berichtet er
von den hiesigen Überflutungen während des Hochwassers 2013 und der
damit verbundenen großen Präsenz der Bundeswehr. Thematisiert wird
auch die in Sichtweite liegende ICE-Strecke, die schon mehrfach als
Mittel für ein sekundenschnelles Ableben genutzt wurde. Unser neuer
mitteilungsfreudiger Bekannter könnte uns wahrscheinlich noch
stundenlang unterhalten, doch ziehen wir es vor, unsere Radtour
fortzusetzen. Auf Empfehlung überqueren wir den kleinen Graben,
durchfahren den Eisenbahntunnel und halten uns links, bis wir auf die
über die Elbe führende Eisenbahnbrücke treffen.
Endlich
sind wir wieder an der Elbe. Den Elberadweg haben wir uns allerdings
anders vorgestellt. Statt auf einem asphaltierten Weg radeln wir
mehrere Kilometer auf einer geschlossenen Vegetationsdecke mit
teilweise hohem Graswuchs. Froh sind wir, als wir später einen
befestigten Boden unter unseren Reifen haben. Durch Fahrten auf den
Abschnitten zwischen Neukirchen und Seehausen sowie Beuster und
Wittenberge bzw. Lütkenwisch/Schnackenburg sind wir diesen Luxus
schließlich gewohnt. Auf der anderen Elbseite entdecken wir die nahe
der Ortschaften Billberge, Storkau und Wischer gelegene
Windkraftanlage. Ein Weidezaun zwingt uns zum Anhalten. Wir schieben
unsere Fahrräder den Deich hinunter und umfahren die grasende
Schafherde auf dem unteren Weg. Mit der Bestätigung, dass es
meistens anders kommt, als man denkt, erreichen wir die Fähre bei
Arneburg. Wie auch im vergangenen Jahr in Lütkenwisch haben wir
insofern Glück, als dass die Fähre gerade an unserer Seite anliegt
und mit uns sofort ablegt. Nachdem wir durch die Zahlung der 1,50 EUR
unser Gepäck erleichtern und an linkselbischer Seite anlegen,
erblicken wir die im Frühjahr 2015 eingeweihte Aussichtsplattform
und fahren den 35 Meter über der Elbe liegenden Burgberg hinauf. Wir
kehren in die Burggaststätte ein, erhalten hier laut der
freundlichen Bedienung mit der Raucherstimme allerdings keinen
Mittagstisch mehr, sodass wir mit Kürbiscremesuppe und Eisbecher
Vorlieb nehmen. Auf der offenen Terrasse sitzend, warten wir die
heftige Regenhusche ab und begeben uns dann auf die
Aussichtsplattform, um die weite Sicht über die Elbtalaue zu
genießen.
Zurück
in der Stadtmitte fragen wir nach dem Weg, denn die Ausschilderung
lässt echt zu wünschen übrig. Genauer gesagt, suchen wir
vergeblich nach einer Elberadweg-Markierung und fahren schließlich
auf der Dorfstraße nach Dalchau, die Elbe zu unserer Rechten im
Blick. Nachdem wir den kleinen Ort hinter uns lassen, durchfahren wir
ein großes Industriegebiet und passieren das Zellstoff-Werk. Auf der
Dalchauer Straße an einer Kreuzung stehend, entscheiden wir uns bei
einsetzendem Regen und starkem Wind gegen eine Weiterfahrt auf der
Straße und biegen rechts in Richtung Fluss ein – ein Irrtum, wie
sich später herausstellen wird. Während der Weg anfangs noch nach
einem – zugegebenermaßen wenig befahrenen – Weg aussieht, kommen
wir später fahrend nicht mehr weiter und schieben unsere Räder
entlang der erkennbaren Fahrzeugspuren, die vermutlich von Anglern
stammen. Dass wir uns in direkter Nähe zur Elbe befinden, ist
angesichts des schleichenden Tempos nur ein geringer Trost.
Nach
mehr als einem Kilometer stoßen wir endlich wieder auf einen
offensichtlich häufiger genutzten Weg. Da er unbefestigt und damit
vom Regen vollkommen aufgeweicht ist, versuchen wir den großen
Pfützen bestmöglich auszuweichen. Wir erreichen nun eine Ansammlung
von Häusern und machen an einer Sitzgruppe Rast. Der Name dieses
Ortes ist Osterholz, wie ich bei der Nachbereitung der Tour erfahren
werde. Nach wie vor etwas orientierungslos folgen wir schließlich
dem Plattenweg und stoßen nach einem halben Kilometer auf eine
Kreuzung. Nur durch Zufall entdecke ich am Wegesrand einen kaum
sichtbaren Wegweiser, der uns durch den Vermerk 'Rosenhof'
endlich wissen lässt, wo wir uns genau befinden. Ich weiß, dass der
Elberadweg durch den Ort Rosenhof führt und so machen wir uns
dorthin auf. Bevor wir die L9 erreichen, passieren wir die isoliert
in einem kleinen Hain stehende Kirchenruine Käcklitz, schenken ihr
aber aus Zeitgründen keine weitere Beachtung. Wir lassen
Sandauerholz und Büttnershof rechts sowie Germerslage links liegen
und biegen rechts nach Kannenberg ein. Als wir auf den kleinen Hügel
hinauffahren, erinnere ich mich, dass ich hier schon einmal war und
kann meinen Begleitern mitteilen, wie weit es noch bis Werben ist.
Der von Kastanien gesäumte Radweg führt hier nicht direkt an der
Elbe, sondern an einem Altarm entlang, der nicht mit der Elbe
verbunden ist. Wir stimmen darin überein, dass dieser Abschnitt zu
den landschaftlich reizvollsten zählt, die wir heute zu Gesicht
bekamen. Am Ende des Ortes Berge endet auch die Allee und wir folgen
nun dem fast schnurgerade in nördliche Richtung verlaufenden Weg,
vorbei an Ackerflächen und einzelnen, den Weg begleitenden Bäumen.
Zu unserer Linken schauen wir auf die untergehende Sonne, als wir
schließlich auf die Räbelsche Straße treffen. Da einigen von uns
der Hintern brennt und die Sonne gleich untergeht, entscheiden wir
uns gegen eine Weiterfahrt auf dem Zweirad und legen die letzten
Kilometer in einem mit bequemen Sitzen ausgestatteten Vierrad zurück.
Gemeinsam kommen wir zu dem Schluss, dass uns die heutige Radtour
ganz schön was abverlangt hat. Verwöhnt durch die Tour im Vorjahr,
können wir die heute befahrene Strecke mit den fehlenden
Markierungen und den wenigen elbnahen Bereichen nicht
weiterempfehlen. Wir sind um eine interessante Erfahrung reicher und
werden uns vor der nächsten Radtour gründlicher über die
entsprechende Strecke informieren, denn die Lust am Radwandern haben
wir trotz der a-n-s-t-r-e-n-g-e-n-d-e-n Fahrt nicht verloren.
> 2./3. Oktober <
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