Großen
Schrittes eile ich am Freitag zum Seehäuser Bahnhof, um um 6:46 Uhr
die S-Bahn Richtung Magdeburg zu erwischen. Das Online-Ticket hatte
ich noch schnell ausgedruckt, doch für den Ausdruck der Route von
Sömmerda bis in die Schwedter Straße 5 in Erfurt blieb keine Zeit
mehr. Die Strecke habe ich mir im Detail zwar angesehen, doch ob ich
mich später an sie erinnern kann, wird sich zeigen. In der Bahn
sitzend, mache ich mir ein wenig Sorgen um meine Tomaten- und
Paprikapflänzchen, die ich zum Schutz vor dem Vertrocknen zwar von
den Fensterbänken genommen und nach drinnen gestellt, aber am Morgen
noch einmal zu gießen versäumt habe. Dass sie eine
dreieinhalbtägige Durststrecke problemlos überstehen, werde ich am
folgenden Montag erfreut feststellen. Nach einem Halt der Bahn nimmt
schräg hinter mir ein Jugendlicher Platz, der im regelmäßigen
Abstand von etwa einer halben Minute 'Hallo' flüstert, während er
auf sein Smartphone starrt. Im Laufe der Zeit empfinde ich das
regelmäßige Genuschel als sehr störend, spreche ihn aber nicht an,
da er offensichtlich nicht absichtlich mit sich selbst spricht. Statt
mich auf mein Buch zu konzentrieren, zähle ich in Gedanken die
Sekunden bis zum nächsten 'Hallo'. Grundsätzlich bin ich bei
Geräuschen nicht so empfindlich, doch diese Lautäußerungen neben
mir sind so furchtbar monoton. Ich bin erstaunt, wie reizbar ich doch
bin und wechsele in Gedanken schon das Abteil, als der flüsternde
Mitreisende seinen Rucksack nimmt und mir durch das Verlassen des
Zuges wieder Ruhe schenkt.
In Magdeburg umgestiegen, lausche ich
interessiert den Gesprächen dreier Briten im Rentenalter und stelle
fest, dass der britische Akzent gar nicht so mies klingt, wie ich ihn
bisher immer wahrgenommen habe. Ein wenig schade finde ich es daher,
dass sie schon in Klostermansfeld aussteigen. Langweilig wird es
jedoch nicht, denn die Frau mittleren Alters, die ich wenig später
einlade, sich zu mir zu setzen, ist sehr gesprächig. Kaum hat sie
Platz genommen, informiert mich die etwa 1,60 kleine Thüringerin
sogleich über den Grund ihrer Zugfahrt. Ich lasse mich auf ein
Gespräch ein und berichte ihr vom Wochenende in Erfurt und unserem
Plan zu wandern, woraufhin sie beginnt, für eine reizvolle
Wanderstrecke unweit ihres Wohnortes zu werben. Viel Zeit bleibt ihr
allerdings nicht, denn der Zug befindet sich bereits unweit ihrer
Heimatstadt, sodass wir uns freundlich verabschieden. Laut wird es
wenig später, als eine Gruppe Schulkinder den Zug betritt und sich
drei kleine Jungs im Alter von höchstens sieben Jahren zu mir
setzen. Fasziniert lausche ich ihrer meines Erachtens nach
fehlerfreien Unterhaltung auf Englisch und vermute, dass sie Schüler
einer bilingualen Schule sind.
Um
halb 11 steige ich in Sömmerda aus, um von hier aus in die
thüringische Hauptstadt zu wandern, die sich laut Google-Maps etwa
22 km südlich befindet. Ich rechne mit 4 km in der Stunde und eine
größere Rast ist am Alperstedter See geplant. Bis 17 Uhr werde ich
bestimmt bei Familie Stransky eintreffen, denke ich, und freue mich
auf meine bevorstehende Wanderung. Vom etwas abgelegenen Bahnhof
begebe ich mich ins städtische Zentrum, welches aufgrund des
heutigen Markttages sehr belebt ist. Auf der Suche nach der
Touristeninformation bleibe ich kurz vor der St. Bonifatiuskirche,
einem einschiffigen Bau aus der Spätgotik, stehen. Einen auf einer
Parkbank sitzenden Rentner frage ich nach der Touristeninformation.
Als ich mich für die Antwort bedanke, fordert er fünf Euro,
woraufhin mir zunächst die Worte fehlen. Ich halte das für einen
Scherz, doch mein Gegenüber schaut mich ernst an, ohne mit der
Wimper zu zucken. Verwirrt kehre ich ihm den Rücken zu und wundere
mich über den hiesigen Humor. In der Touristeninformation erkundige
ich mich nach dem Weg und frage, ob dieses Jahr – das Lutherjahr –
schon mehr Wandertouristen zu verzeichnen sind, was die freundliche
Frau auf der anderen Seite des Tresens bejaht. Allerdings seien es
eher Radtouristen, die die Region um Sömmerda entdecken, fährt die
Frau fort.
Die Route noch einmal ins Gedächtnis gerufen, verlasse
ich nun das Zentrum und spaziere an der Stadtmauer entlang, bevor ich
auf die schlichte St. Petri und Paulikirche treffe und schließlich
den Ortsausgang erreiche. Ich überquere die Unstrut als
wasserreichstem Saale-Zufluss und folge dem asphaltierten
Unstrut-Radweg. Rechts und links liegen Wiesen und Felder soweit das
Auge reicht. Bei Schallenburg überquere ich die Unstrut erneut und
nun wird es etwas hügeliger. Zwar bin ich grundsätzlich froh, dass
es die Sonne gut mit mir meint, doch bin ich dankbar, wenn ich in
dieser offenen Landschaft zu meiner Linken eine Gehölzreihe
erreiche, die mir angenehmen Schatten spendet. Hin und wieder kommen
mir Radfahrer entgegen. Einer von ihnen erheitert mich mit seinem am
Lenker angebrachten Radio, welches ihn während der Fahrt mit
volkstümlicher Musik unterhält.
Am
Alperstedter Ried lege ich eine Rast ein. Mehrere Informationstafeln
geben über die geplante Entwicklung des Feuchtgebietes Auskunft.
Nachdem ich die Ortschaft Alperstedt passiert habe, kann ich es kaum
erwarten, den Alperstedter See zu sehen, freue ich mich doch auf
einen Sprung ins kühle Nass. Daheim hatte ich in einem Blog gelesen,
dass der 'Lago die Alpi' zu den schönsten Gewässern der Region
zählen soll. Als ich den See schließlich in Sichtweite habe,
entdecke ich unweit des Radweges drei Personen, die ihr Auto
verlassen und sich offensichtlich auf den Weg zu einer Badestelle
begeben. Da diese ziemlich weit entfernt scheint, gehe ich weiter,
denn der sich in Nord-Süd-Richtung ausdehnende See ist groß und
soweit ich mich erinnere, gibt es am südlichen Ende eine Badestelle.
Ich behalte recht und stürze mich in die glasklaren Fluten der
ehemaligen Kiesgrube. Eine gute Stunde döse ich auf dem grünen
Hügel so vor mich hin, bevor ich wieder in meine Wanderschuhe
schlüpfe. Ich erreiche den Erfurter Ortsteil Stotternheim und frage
mich nach einem Getränkemarkt durch, da die Sonne gnadenlos brennt
und mein Wasservorrat bereits aufgebraucht ist.
Die schnurgerade
Erfurter Landstraße, der ich nun folge, will kein Ende nehmen. Kein
Baum weit und breit in Sicht. Wanderfreude sieht anders aus, denke
ich mir. Dass ich hier falsch bin und einen gewaltigen Umweg gehe,
werde ich später erfahren. Statt nämlich am Ortsausgang von
Stotternheim Richtung Südwesten abzubiegen, begebe ich mich auf
direktem Wege Richtung Erfurter Innenstadt. An allen Bus- und
S-Bahn-Haltestellen fehlen Stadtpläne, sodass ich mich schließlich
bei einem Passanten nach dem Weg erkundige. Dieser klärt mich über
meinen Irrweg auf und empfiehlt mir die S-Bahn Richtung Erfurt
Gispersleben. Ich überlege, zu Fuß zu gehen, entscheide mich dann
doch dagegen, da es schon 17 Uhr ist und ich mich nicht um Stunden
verspäten möchte. Am Europaplatz steige ich aus der S-Bahn und
frage eine freundliche Blumenverkäuferin sowie mehrere Anwohner nach
der Schwedter Straße, von der offensichtlich noch niemand etwas
gehört hat. Nachdem ich den Fluss Gera überquert habe und ein etwas
marode wirkendes Schulgebäude passiere, sehe ich zwei junge Leute an
einem Gartenhaus werkeln und rufe ihnen lautstark zu, dass ich sie ja
nun endlich gefunden habe. Sahen sie Daniel und Christin aus der
Distanz verblüffend ähnlich, verdeutlicht mir ihre verwirrte
Reaktion, dass ich hier doch nicht richtig bin. Auch ihnen ist die
Schwedter Straße nicht bekannt und so fragen sie ihren Nachbarn, der
zwar auch nicht zu 100 Prozent sicher ist, mir dennoch den Weg weist,
welcher sich schließlich als richtig erweist.
Erschöpft erreiche
ich das Reihenhaus der Familie Stransky und werde von den Gastgebern
sowie ihrer dreiköpfigen Kinderschar begrüßt, die gerade auf dem
Trampolin herumtobt. Während Daniel im Innenhof ein Auge auf die
Kinder wirft, zeigt mir Christin die geräumige und gemütlich
eingerichtete Wohnung. Nach einer kurzen Dusche begebe ich mich in
den Innenhof und es dauert nicht lang, bis Henning in der Schwedter
Straße 5 eintrifft. Nachdem wir auch René und Tobias begrüßen,
schmeißt Daniel den Grill an und wir freuen uns auf ein gemeinsames
Wochenende in und um Erfurt. Mit vollen Mägen begleiten wir
Gastgeber Daniel zum nahegelegenen Garten, um die Hühner und Enten
in den Stall zu treiben. Dass das Federvieh erneut vom Fuchs geholt
wird, soll sich nämlich nicht wiederholen. Nach einem Sprung in den
Pool gehen wir wieder zurück zum Haus und machen es uns im Garten
und später auf dem mit zahlreichen Spiel- und Sportutensilien
ausgestatteten Dachboden gemütlich.
Mit
einem farbenfrohen Wildblumenstrauß ist der Küchentisch gedeckt, an
welchem wir am Samstagmorgen Platz nehmen. Wir entschließen uns zur
Fahrt nach Eisenach, um in der südlich der Stadt gelegenen
Drachenschlucht zu wandern, und schmeißen uns in Daniels Kleinbus.
Nachdem wir Letzteren auf dem etwa 70 km entfernten Parkplatz am
nördlichen Ende der Drachenschlucht zum Stehen bringen, begeben wir
uns ins 1961 als Naturschutzgebiet 'Wartburg – Hohe Sonne' ausgewiesene Waldareal, das von Eichen und Buchen dominiert wird.
Nach wenigen hundert Metern ist das ins Festgestein eingeschnittene
und etwa 3 km lange Tal, dessen engste Stelle 68 cm misst, erreicht.
Waren es anfangs Holzbohlen, welche eine Durchquerung der Schlucht
möglich machten, befinden sich heute zu unseren Füßen
Kunststoffgitter. Sie sind widerstandsfähiger gegen die
Wassermassen, die insbesondere im Spätwinter durch die Klamm
fließen. Jetzt, im Frühsommer, plätschert der sich durch die
Schlucht ziehende Bach allerdings gemächlich vor sich hin. Die
Felswände sind von Moosen und Farnen überzogen, die im feuchtkühlen
Schlucht-Klima ideale Lebensbedingungen vorfinden. Ihren Namen
verdankt die Drachenschlucht einem riesigen Lindwurm, welcher einer
Sage nach hier einst beheimatet war.
An einer kleinen Waldschenke
gönnen wir uns eine kurze Rast und stärken uns mit Bratwürsten,
bevor wir den Weg zur Wartburg einschlagen. Zwar haben alle außer
mir die zum UNESCO-Welterbe zählende Burg bereits erobert – einige
sogar mehrmals –, doch hindert es sie nicht daran, das mehr als 400
m. ü. NN. liegende Bauwerk erneut zu erwandern. An unserem Ziel
angelangt, begnügen wir uns nicht mit der Besichtigung der
Wehranlage aus Sicht einer Ameise. Wir wollen uns die Burg aus
Adler-Sicht anschauen und mogeln uns am Drehkreuz vorbei. Der
Aufstieg beschenkt uns mit einem herrlichen Ausblick über den
Thüringer Wald. Während wir uns orientieren, fällt mir ein auf
einem Felsvorsprung stehendes riesiges goldenes 'M' auf. Dass es
sich um das Kürzel eines bekannten us-amerikanischen Fastfood-Riesen
handelt, wagen wir zu bezweifeln, finden aber keine Erklärung, wofür
dieses ominöse 'M' stehen könnte. Später werden wir erfahren,
dass der fast sieben Meter hohe Buchstabe an die Zarentochter Maria
Pawlowna erinnert, nach welcher das südlich von Eisenach gelegene
Tal – Mariental – benannt wurde.
"Schaut, da ist der Drache!" |
Erdbeerkuchen-Stärkung |
Wir zählen nicht zu den
Besuchern, die auch das Innere der Wartburg wie beispielsweise das
Lutherzimmer besichtigen wollen und begnügen uns mit der
Miniatur-Ausgabe der Burg, welche blinden Personen durch Ertasten
ein besseres Kennenlernen der Burg ermöglicht. Als ich außerhalb
der Burg auf einer Mauer sitze, beginnt mein linker, vorderer
Oberschenkel plötzlich heftig zu schmerzen, sodass ich laut
aufschreie. Eine Wespe hatte sich in mein Hosenbein verirrt, eine
sehr unangenehme Begegnung, die mich in Form einer Schwellung sowie
einem lästigen Juckreiz noch mehrere Tage beschäftigen wird. Wenige
hundert Meter vor dem Parkplatz werden wir von heftigem Regen
überrascht, der uns zum Stehenbleiben am Straßenrand zwingt. Zu
Fünft harren wir unter dem Schutz der Bäume für ein paar Minuten
aus, als Tobi plötzlich ohne Worte davoneilt – die Situation
erinnert mich an Hennings Flucht beim gewaltigen Gewitter im
Kulturpark Neubrandenburg – und sich unter eine Infotafel stellt.
Zurück am Parkplatz angekommen, werfen wir unsere durchnässten
Körper in den Kleinbus und düsen ost- und heimwärts. Im
Garten machen wir es uns wieder gemütlich und da
wir zuvor in einem Großmarkt schmackhafte Bratwürste gekauft haben,
lassen wir Lorenz' im Glas gefangene Schnecken, deren wellenförmige
Bewegungen wir mit Staunen beobachten, leben. Wir entscheiden, morgen
ebenfalls eine Wanderung zu unternehmen und
wählen
die Burgenroute rund um die 'Drei
Gleichen'.
Nach
einem ausgiebigen Sonntags-Frühstück mit Rührei setzen wir uns
wieder in das stranskyische Familien-Gefährt und fahren – weil's
so schön ist – wieder auf der A4 in Richtung Westen. Auf dem
Programm steht eine Wanderung auf dem Rundwanderweg 'Drei
Gleichen'. Um unser erstes Ziel, die Burg Gleichen zu erreichen,
lassen wir den Kleinbus auf einem Feldweg stehen. Nachdem wir kurz
über den Wegverlauf grübeln, welcher hier nicht wirklich eindeutig
ist, folgen wir dem Pfad durch den Wald. Dass ich statt meiner
Wanderstiefel meine Trekkingsandalen trage, ärgert mich ein wenig,
denn der Boden ist teilweise ziemlich rutschig. Ich wandere aber auch
zu gerne mit den Sandalen, vor allem wenn ich ohne Gepäck unterwegs
bin und es den Tag über trocken bleiben soll, wie es auch heute
voraussichtlich der Fall sein wird. Der Aufstieg zur Burg ist
offensichtlich nicht ohne, denn er bringt Tobi und Henne dermaßen
ins Schwitzen, dass sie sich ihrer Oberbekleidung entledigen. Da wir
in der Vergangenheit gemeinsam wasserwanderten, radwanderten und
klassisch wanderten, entscheiden wir, dass nächstes Jahr
nacktwandern auf dem Programm stehen könnte. Auf etwa 370 m. ü. NN.
angekommen, stehen wir vor einer mittelalterlichen Höhenburg, die
schon seit mehreren Jahrhunderten ungenutzt ist. Auf eine nähere
Besichtigung der Ruine verzichten wir, obwohl uns der Burgwart einen
Rabatt anbietet, und so begeben wir uns auf den Rückweg, schließlich
umfasst der Rundweg eine Strecke von circa 15 km. Mit seinen Auf- und
Abstiegen dürften bei ruhigem Tempo etwa vier Stunden Wanderung vor
uns liegen.
Den bewaldeten Burgberg hinter uns lassend, führt uns
der Weg durch Wiesen und Felder. Durch steiniges Gelände erwandern
wir die Mühlburg, bei der es sich um die kleinste Burg des
Burgentrios und ebenfalls eine Ruine handelt. Auf dem Weg entlang der
Außenmauer werden wir von einem Burgverteidiger in Gestalt eines
kleinen Jungen überrascht, der mit einer fiktiven Armbrust auf mich
zielt, sodass ich symbolisch in die Knie gehe. Dem Gustav-Freytag-Weg
folgen wir zur Wachsenburg. Mit 420 m. ü. NN. ist sie die höchst
gelegene der drei Burganlagen und beherbergt neben einem Museum auch
ein Hotel sowie eine Gaststätte. Unser in einem kleinen Ort
geparktes Fahrzeug erreichen wir schließlich in guter Verfassung.
Zurück in Erfurt grillen wir ein weiteres Mal und ziehen uns
anschließend auf den Dachboden zurück, wo uns – wie zu
gemeinsamen Studienzeiten – die Spielfreude packt. Schnell sind die
Teams gebildet, sodass wir mit 'Activity' beginnen können.
Neugierig und gewinnorientiert überlegen wir, welchen Begriff uns
unsere Teammitglieder mit ihren verbalen Beschreibungen,
pantomimischen Darstellungen und Malereien zu vermitteln versuchen.
Besonders interessant wird es, als Tobi sein Kunstwerk auf Papier
kritzelt, bei dem es sich angeblich um Pferdefuhrwerk handelt.
Zugegeben, diesen Begriff zu malen, ist sehr anspruchsvoll, und da auch
Renés sowie meine Phantasie beschränkt ist, gehen wir bei dieser
Runde leer aus. Unterhaltsam war es allemal. Als ob Daniels Sohn
Lorenz beim Malen des pferdeähnlichen Wesens anwesend gewesen wäre
und seinem Erschaffer zeigen möchte, wie ein richtiges Pferd
aussieht, kommt er am nächsten Morgen auf seinem Steckenpferd in die Küche geritten.
Am
Montag fahren wir zur unweit der Klassikerstadt Weimar liegenden
Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald. Noch ist uns das
Wetter hold und so starten wir unseren Rundgang durch das ehemalige
KZ-Gelände. Am Südhang des Ettersberges schreiten wir die als
Stelenweg bezeichnete Treppe hinab, die von sieben Steinsäulen
flankiert wird, auf welchen das Leben und Leiden der Häftlinge
während der siebenjährigen KZ-Existenz dargestellt wird. Bevor wir
links in die 'Straße der Nationen' abbiegen, werfen wir einen
Blick in ein Ringgrab, an deren Stelle seitens der SS kurz vor der
Befreiung des Lagers etwa 3000 Tote verscharrt wurden. Entlang der
'Straße der Nationen' erinnern 18 gemauerte Pylone an die
Länder, aus denen die im KZ inhaftierten Menschen stammten. Am Ende
der genannten 'Straße' stehen wir inmitten eines Ringgrabes und
folgen einer breiten Treppe hinauf zum gewaltigen Glockenturm, der
gemeinsam mit der davorstehenden Figurengruppe Freiheit symbolisiert
und mit den römischen Ziffern M C M X L V an 1945 als Jahr der
Befreiung erinnert. Nachdem wir nun einer asphaltierten Straße
folgen, biegen wir links in den von Buchen- und Eichenforst ab. Auf
rutschigem Untergrund gelangen wir an eine Lichtung und folgen einem
der Wege, die sich sternförmig in die umgebende bewaldete Landschaft
erstrecken. Als wir den Lagerzaun erreichen, beginnt es zu nieseln,
aber bis zum Lager-Eingang ist es nicht mehr weit, sodass wir dort
kurz Schutz vor dem Regen finden. Passend zu diesem traurigen Ort
deutscher Geschichte sowie dem Ende unseres wanderreichen Wochenendes
weint der Himmel, als wir auf dem Parkplatz die vergangenen Tage
Revue passieren und mit Freude auf das nächste Jahr die Heimfahrt
antreten.
> 2./5. Juni <
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