Mit ein paar Minuten Verspätung trete ich in die Pedalen und treffe kurz vor halb Eins am Seehäuser Friedhof als vereinbartem Treffpunkt auf Ines, Marcel und Kai. Sie stehen schon in den Startlöchern und können es kaum erwarten, loszuradeln. So schwingen wir uns nach der Begrüßung und einem Austausch über die jeweilige mittägliche Stärkung in die Sättel, nicht ahnend, dass wir heute Nacht an diesen Ort zurückkehren werden, um über das Friedhofsgelände zu schlendern. Da der Wind heute aus südlichen Richtungen weht, kommen wir auf unserer Fahrt Richtung Beuster schnell voran.
Tatsächlich erreichen wir die sogenannte FDJ-Kreuzung, an der es von der alten B189 nach Esack geht, ohne ein Stück Plastik aus Fahrradspeichen pulen zu müssen. Auch ein Wildschein-Duo, wie es vor zwei Jahren unweit vor uns die Straßenseite wechselte, bekommen wir heute nicht zu Gesicht. An der FDJ-Kreuzung erinnern übrigens das mit Granitsteinen in die Fahrbahn eingelassene Emblem der Freien Deutschen Jugend sowie der Schriftzug „Strasse der Jugend“ an die von 1958 bis 1960 stattgefundene Wische-Aktion.
In Beuster angekommen, steuern wir direkt den Ortsteil Werder an. Unser Ziel ist der Rosengarten, in welchen Carmen Marquardt am heutigen Pfingstsamstag im Rahmen der Kultourspur einlädt. Da wir zu früh sind, öffnen wir spontan das Tor zu Annettes und Jürgens kleinem Elb-Idyll, um uns am Ufer der Alten Elbe die Zeit zu vertreiben. Zwar sitzen wir hier in sehr windexponierter Lage, doch verbringen wir bei angeregter Unterhaltung ein paar schöne Stunden. Letztlich wird es uns doch zu böig, und wir verlassen das ansonsten idyllische Fleckchen Erde, nachdem Ines ihr Revier markiert hat. Da sich eine große Gruppe von Kanuten vom herausfordernden Wind nicht davon abhalten lässt, den kleinen Strom entlangzupaddeln, dauert es allerdings eine Weile, bis sie - von der Wasserseite unbeobachtet - dazu Gelegenheit hat.
Nachdem wir Annette und Jürgen eine Nachricht hinterlassen, radeln wir die Auffahrt zum Rosencafé hinauf. Leckeren Kuchen wollen wir hier essen, doch der anlässlich der Livemusik von 'PR-Duo' geforderte Eintrittspreis macht uns einen Strich durch die Rechnung. Unentschlossen darüber, ob wir die 5 Euro bezahlen wollen, schieben wir unsere Räder ein Stück weiter in die Sonne. Unter dem Blauglockenbaum entscheiden wir uns schließlich gegen einen Besuch des hiesigen Sommerfestes, und radeln schließlich zum Imker, der heute ebenfalls Gäste empfängt.
Das Grundstück von Herrn Spillner liegt direkt am Deich. Dass es nicht eingezäunt ist, macht sofort sympathisch, und so gelangen wir nach dem Ablegen unserer Räder direkt an die Kaffeetafel. Einige Gäste genießen gerade Kaffee und Kuchen, während andere mit dem Deichimker vor einem Bienen-Schaukasten stehen. Wir bedienen uns am Kuchenbuffet und nehmen an einem Holztisch in der Sonne Platz. Ines kann ihre Begeisterung für das blümchenbemusterte Kaffeegeschirr nicht zurückhalten. In Grenzen hält sich hingegen die Freude über das, was auf dem Teller liegt. Nachdem die sehr übersichtlichen Kuchenstücke verputzt sind und der Gastgeber Ines' Lob für das besagte Geschirr entgegennimmt, schreiten wir zum Bienen-Schaukasten. Angefangen vom unteren Bereich, dem Brutraum, bis zum oberen Bereich, dem Honigraum, erfahren wir Interessantes zum Aufbau eines Bienenstocks. Hinter der Scheibe wimmelt es von den sozial lebenden Insekten. Jede hat ihre Aufgabe, schafft Nahrung ran, lagert diese ein, putzt oder legt Eier.
Weiter geht es zu den richtigen Bienenstöcken, die unweit entfernt stehen und das Zuhause Tausender Nektar- und Pollensammler sind. Weniger als zwei Meter beträgt der Abstand zwischen uns und den sechs - auch Beute genannten - Honigbienenbehausungen, als Herr Spillner einen der Deckel öffnet, um uns die einzelnen Bienenwaben zu zeigen. Im Insektenvolk bleibt es währenddessen vergleichsweise ruhig, von uns wird offensichtlich keine Notiz genommen. Wir staunen, als wir erfahren, dass die Honigbienen die Wabengebilde selbst errichten. Unglaublich, wie präzise die sechseckigen Zellen gebaut sind. Hier sind Perfektionisten am Werk. Als Baumaterial dient Wachs, welches die Bienen mit den Wachsdrüsen ihres Körpers produzieren.
Ohne Opfer eines Bienenstichs geworden zu sein, folgen wir Herrn Spillner zum Wachsschmelzer. In diesen legt er Waben, um Wachs zu ernten. Später erfahren wir, dass er das Wachs verschickt und als Tauschobjekt Mittelwände erhält, welche er wiederum als Wabengrundlage verwendet. Nachdem wir für ein Zeitungsfoto in die Kamera lächeln, führt uns der Deichimker in seinen Keller zur Honigschleuder. In diese hängt er zwei Honigwaben ein und demonstriert uns und zwei weiteren Kultourspur-Besuchern, wie die infolge der Drehung entstehende Fliehkraft den Honig aus den Waben schleudert. Auf seine Frage, ob wir frisch geschleuderten Honig mit nach Hause nehmen möchten, erhält der Deichimker aus aller Munde ein 'Ja', und so schauen wir zu, wie der Honig fließt und Glas für Glas füllt.
Zurück im Garten erschrecken wir, als wir auf die Uhr schauen. Über zwei Stunden ließ uns der Deichimker an seiner 'Honig-Welt' teilhaben. Wir bedanken uns für die Gastfreundschaft und sind froh, um eine interessante Erfahrung reicher zu sein. Mit neu getanktem Wissen radeln wir ein Stück am Deich entlang und steuern anschließend den Hofladen der Familie Schuster an. Während Marcel auf der Außenbank ein großes Stück Torte verdrückt, verdrücke ich mich auf die Toilette. Weiter geht es zur Kirche St. Nikolaus, einem weiteren Veranstaltungsort im Rahmen der Kultourspur. Bei unserer Ankunft ist das hiesige Konzert bereits vorbei, und so halten wir uns nur wenige Minuten im Gotteshaus auf.
Da wir einiges an Proviant mitführen, machen wir auf dem Deich ein Picknick, bevor wir erneut nach Werder fahren, um nochmal im Rosengarten vorbeizuschauen. Die Band baut gerade ab, als wir den Hof betreten, der nur noch eine Handvoll Gäste zählt. Es scheint, als schließe das Café gleich, doch begrüßt man uns freundlich und fragt uns, ob wir an Gegrilltem interessiert seien. Wir bejahen und nehmen nach einer kurzen Fotosession unter einer Birke sowie einem Spaziergang durch den Garten unweit des Grills Platz. Zwei freundliche Herren tischen ordentlich auf und so lassen wir uns Bratwürste, Steaks und krosses Toastbrot schmecken. Einer der Herren setzt sich zu uns, als er erfährt, dass Marcel und Kai in Kürze in die Türkei fliegen werden. Als jahrelanger Türkei-Urlauber schwärmt er von dem Land, in welchem man einander mit „Şerefe!“ zuprostet. Er rät dazu, bei beabsichtigten Käufen vor Ort unbedingt zu feilschen. Es gehöre einfach dazu, zunächst etwa ein Drittel des verlangten Preises zu bieten.
Umgeben von freundlichem Service und einer sympathischen Café-Inhaberin fühlen wir uns wohl, staunen allerdings nicht schlecht, als uns die Rechnung präsentiert wird. Wir hätten im Vorfeld besser nach den Preisen fragen sollen, denken wir uns, denn das Grillgut schlägt mit 3,50 Euro pro Steak ordentlich zu Buche. Mit vollem Magen und leerer Brieftasche radeln wir nach einem erlebnisreichen Tag durch die Dunkelheit nach Seehausen. Einen spontanen Zwischenstopp legen wir am Friedhof ein und besuchen die Gräber unserer Lieben, bevor wir uns verabschieden und für das erste Juli-Wochenende wiederverabreden.
viajando y explorando
Mit dem Fernbus nach Hendaye/Irún
14.-16.4.
Seehausen → Hendaye/Irún
Um
19:21 Uhr wird der Zug abfahren. Wo bleibt die Zeit, frage ich mich,
während ich – wie immer – zum Bahnhof eile. Auf die Teilnahme am
10-Kilometer-Lauf in Tangermünde am heutigen Sonntagvormittag oder
den Chor-Auftritt am Nachmittag, wahrscheinlich eher beides, hätte
ich doch wohl besser verzichten sollen. Dass das Ausräumen, der
Transport sowie das vorübergehende Unterstellen meines bisher noch
in der Wohnung verbliebenen Hab und Gutes im elterlichen Keller doch
soviel Zeit frisst, hatte ich auch unterschätzt. Missplanung rächt
sich, und so darf ich mich nun von meinem stets die Uhrzeit im Auge
behaltenden und damit sehr gut organisierten Vater zum Seehäuser
Bahnhof fahren lassen, ein Umstand, der mir zwar nicht gefällt,
andererseits lässt er mich rechtzeitig die Bahn erreichen. In der
Hoffnung, alles einigermaßen vernünftig hinterlassen und nichts
Wichtiges für meinen bevorstehenden Camino vergessen zu haben, nehme
ich in der S1 Richtung Stendal Platz. Der mir fremden Schaffnerin
komme mein Gesicht bekannt vor, verrät mir die freundliche Dame in
Uniform, und meint, es in Arendsee schon einmal gesehen zu haben, was
angesichts meines dort lebenden Zwillingsbruders durchaus im Bereich
des Möglichen liegt. Nach den zwei Zwangspausen in Stendal und
Wolfsburg schreite ich gegen 22:15 Uhr großen Schrittes vom
Hannoveraner Hauptbahnhof zum benachbarten ZOB, um den Eurolines-Bus
Richtung Paris zu erwischen. Zunächst orientierungslos suche ich den
entsprechenden Abfahrtsbereich und wandere mit meinen Augen über die
Anzeigetafel. Obwohl ich mich offensichtlich am richtigen Terminal
befinde, spüre ich Unsicherheit, denn der Bus ist trotz sehr
baldiger Abfahrtszeit nicht da und die Zahl der wartenden Fahrgäste
ist sehr übersichtlich. Die Wartezeit vertreibe ich mir, indem ich
die um mich herum stehenden Personen, nach meiner Einschätzung
zumeist Osteuropäer und Franzosen mit afrikanischen Wurzeln,
beobachte. Nach Ankunft des Busses und einem prüfenden Blick des
Busfahrers auf die Fahrgastliste, woraufhin mich dieser mit 'Marco
Polo' anspricht, trete ich lächelnd durch die hintere Bustür. Mist,
denke ich mir, als ich keinen freien Platz sichten kann. Da ruft es
von vorn, dass ich bitte nach vorn kommen möchte, wo mir der
Busfahrer einen Platz in der ersten Reihe anbietet. Was für ein
Glück ich doch habe, denke ich mir, als ich meinen Beutel auf dem
freien Platz neben mir ablege und freie Sicht nach vorn genieße. Auf
dem Doppelplatz links des Ganges liegen Taschen, die vermutlich dem
zweiten Busfahrer gehören. Ich vermute, dass sich dieser bei Abfahrt
des Busses neben mich setzen wird, doch nimmt er schließlich hinter
dem Fahrersitz Platz. Da es sich bei beiden Busfahrern offensichtlich
um Polen oder Tschechen handelt, verstehe ich nichts von dem, worüber
sie sich während der Fahrt unterhalten. Das finde ich insofern
positiv, als dass ich dadurch besser einschlafen kann. Nahezu
pünktlich trifft der Bus um 10 Uhr in Paris Gallieni-gare
routiere internationale
ein. Da mir bis zur Abfahrt des nächsten Busses um 21 Uhr viel Zeit
bleibt, suche ich zunächst eine Decathlon-Filiale auf. An den
Straßenrändern liegt viel Müll. Die umzäunten Wohnanlagen
erinnern mich an Kolumbien. Ohne ein Zelt für den Camino gekauft zu
haben, verlasse ich den Decathlon-Store und gehe in den Park
Vincennes, wo ich bei strahlendem Sonnenschein und umgeben von
lautstarkem Wasservögel-Geschnatter eine Brotzeit einlege.
Unweit
des Bahnhofs Bercy-Seine setze ich mich auf eine Bank und werde kurz
darauf von einem Passanten gefragt, ob ich schon wüsste, dass Notre
Dame in Flammen steht. Auf Englisch antworte ich ihm, dass er wohl einen Scherz
macht, was er verneint. Um die Rauchschwaden zu sehen, müsste ich
nur einige Meter weiter auf die nächste Brücke gehen. Nun bin ich
doch neugierig geworden und nähere mich Stufe für Stufe der Brücke,
auf welcher sich bereits mehrere Menschen versammelten und Richtung
Norden schauen. Tatsächlich füllt sich der Himmel mit Rauch, der
aus dem Dach der Kathedrale emporsteigt. Der Schock bei den um mich
herum stehenden Franzosen ist spürbar, nicht wenige scheinen den
Tränen nahe. Mit der Frage, ob die Mitreisenden von dieser
Katastrophe bereits wissen, steige ich in den Ouibus-Bus und nehme
auf dem mir vom Busfahrer zugewiesenen Platz 7D Platz. Nach etwa
13-stündiger Fahrt und mehreren Zwischenstopps bin ich einer der
letzten Fahrgäste, die den Bus verlassen. Bis Spanien sind es nur
wenige hundert Meter, und so lasse ich nach wenigen Gehminuten den
Grenzort Hendaye und somit das französische Baskenland hinter mir und erreiche nach dem Überqueren des Flusses Bidasoa Irún.
Weil die Informationstafel im Zentrum schlecht lesbar ist, frage ich einen Passanten nach dem Weg zur Albergue, woraufhin mich der Mann in Richtung Hügel schickt. Etwas irritiert bin ich, da ich die Albergue dort nicht vermutet habe, setze mich trotzdem in Richtung Hügel in Bewegung, als ich von einem anderen Passanten eingeholt werde. Dieser erzählt mir, dass ich falsch informiert wurde und begleitet mich schließlich zur Albergue. Ich habe Glück, denn der Herbergs-Vater ist gerade vor Ort. Er meint, dass ich mein Gepäck bis zur Öffnung am Nachmittag in der Albergue lassen könnte, doch ich bin mir noch nicht sicher, ob ich in Irún bleibe oder heute noch mit dem Camino starte. Die Entscheidung soll spätestens beim Mittagessen fallen. Zuvor suche ich ein Internet-Café auf und informiere meine Familie über meine Ankunft in Spanien. Im Keller eines Gasthauses wird mir ein menú del peregrino (Pilgermenü) für 9 Euro serviert. Nach dem Verzehr einer einfachen Nudelsuppe, Lomo (Schweinelende) mit Pommes, Pudding und einer Kanne Wasser entscheide ich mich für eine Übernachtung in Irún, kann meinen Rucksack aber nicht in der Albergue unterstellen, da mir niemand öffnet. Samt Rucksack begebe ich mich auf den Weg zur Hafenstadt Hondarribia, deren Stadtstrand toll sein soll - und auch ist. Für ein Bad im Meer ist es mir allerdings viel zu windig. Zurück in der Herberge reihe ich mich in eine Schlange wartender Pilger ein. Oh nein!, denke ich mir, denn ich sehe nur jugendliche Gesichter vor mir. Als ich an der Reihe bin, werde ich freundlich vom Voluntario José Luis begrüßt, der mir eines der insgesamt 60 Betten in einem der drei Schlafsäle zuteilt. Die anfängliche Befürchtung, nur von Jugendlichen umgeben zu sein, bewahrheitet sich zum Glück nicht. Geduscht kaufe ich für das Abendessen ein und komme im Speisesaal mit Santiago aus Argentinien ins Gespräch. Später gesellt sich Sandra aus Deutschland dazu, doch viel Zeit zum Erzählen bleibt nicht, denn um 22 Uhr beginnt die Nachtruhe.
Weil die Informationstafel im Zentrum schlecht lesbar ist, frage ich einen Passanten nach dem Weg zur Albergue, woraufhin mich der Mann in Richtung Hügel schickt. Etwas irritiert bin ich, da ich die Albergue dort nicht vermutet habe, setze mich trotzdem in Richtung Hügel in Bewegung, als ich von einem anderen Passanten eingeholt werde. Dieser erzählt mir, dass ich falsch informiert wurde und begleitet mich schließlich zur Albergue. Ich habe Glück, denn der Herbergs-Vater ist gerade vor Ort. Er meint, dass ich mein Gepäck bis zur Öffnung am Nachmittag in der Albergue lassen könnte, doch ich bin mir noch nicht sicher, ob ich in Irún bleibe oder heute noch mit dem Camino starte. Die Entscheidung soll spätestens beim Mittagessen fallen. Zuvor suche ich ein Internet-Café auf und informiere meine Familie über meine Ankunft in Spanien. Im Keller eines Gasthauses wird mir ein menú del peregrino (Pilgermenü) für 9 Euro serviert. Nach dem Verzehr einer einfachen Nudelsuppe, Lomo (Schweinelende) mit Pommes, Pudding und einer Kanne Wasser entscheide ich mich für eine Übernachtung in Irún, kann meinen Rucksack aber nicht in der Albergue unterstellen, da mir niemand öffnet. Samt Rucksack begebe ich mich auf den Weg zur Hafenstadt Hondarribia, deren Stadtstrand toll sein soll - und auch ist. Für ein Bad im Meer ist es mir allerdings viel zu windig. Zurück in der Herberge reihe ich mich in eine Schlange wartender Pilger ein. Oh nein!, denke ich mir, denn ich sehe nur jugendliche Gesichter vor mir. Als ich an der Reihe bin, werde ich freundlich vom Voluntario José Luis begrüßt, der mir eines der insgesamt 60 Betten in einem der drei Schlafsäle zuteilt. Die anfängliche Befürchtung, nur von Jugendlichen umgeben zu sein, bewahrheitet sich zum Glück nicht. Geduscht kaufe ich für das Abendessen ein und komme im Speisesaal mit Santiago aus Argentinien ins Gespräch. Später gesellt sich Sandra aus Deutschland dazu, doch viel Zeit zum Erzählen bleibt nicht, denn um 22 Uhr beginnt die Nachtruhe.
Brockenlauf
Bis
Stendal fahre ich mit dem Rad, vom Barleber See über Oschersleben
(Bode) bis Darlingerode nutze ich drei Hopper-Tickets, und die
letzten Kilometer bis Ilsenburg schwinge ich mich wieder aufs Rad.
Das ist mein Plan. Um rechtzeitig zur beginnenden Nachtruhe um 22 Uhr
in der Ilsenburger Turnhalle anzukommen, beginnt meine Anreise gegen
12:45 Uhr. In Ziegenhagen angekommen, liegt genau eine Stunde
Radfahrt hinter mir. Es ist kaum windig, sodass ich gut vorankomme.
Den kurzen Zwischenstopp beim Bäcker hätte ich allerdings doch
besser nicht gemacht, denke ich mir, als ich auf dem Weg durch die
Stendaler Innenstadt eifrig in die Pedalen trete. Schließlich gilt
es am Bahnhof noch ein Ticket zu lösen. Eilig suche ich das
Bahnhofsinnere auf und drängele mich am Automaten freundlich vor. Es
sind nur noch wenige Minuten bis zur Abfahrt des Zuges und der
Automat will keinen meiner 5-Euro-Scheine akzeptieren. Verärgert
trage ich mein Rad die Treppe hinunter und wieder hinauf, schaffe es
in allerletzter Minute in die S-Bahn und suche sofort die
Zugbegleiterin auf. Diese weist mich zunächst zurecht, händigt mir
jedoch freundlicherweise das gewünschte Hopper-Ticket zum
Normalpreis aus. Dank der angeregten Unterhaltung mit einer betagten
Radfahrerin, die beim Passieren von Zielitz über die Abraumhalden
des Kaliwerkes staunt, sind die 50 km bis zur Haltestelle Barleber
See gefühlt in wenigen Minuten zurückgelegt.
Statt mein beidseits
beladenes Rad über die Brücke zu hieven, trage ich es über die
Gleisen und fahre in Richtung Barleber Seenlandschaft. Den Barleber
See I lasse ich links liegen, denn ich ziehe vor, im Barleber See II
zu baden, der laut meiner Recherche eine natürlichere Badeumgebung
bietet. Nach einigem Suchen finde ich schließlich eine sonnige
Stelle und begebe mich ins Wasser, um Sekunden später einen Schwan
mit zwei großen Küken zu entdecken, die direkt auf mich zusteuern.
Das war ein kurzes Vergnügen, denke ich, als ich mit reichlich
Schlick unter den Füßen wieder Land gewinne. Wenn zwischen mir und
dem Schwan kein Meter Höhenunterschied läge, würde er mich
sicherlich vom Ufer verjagen. Sein Revier verteidigend, harrt er mit
seinen Jungen geduldig aus, bis ich mir schließlich wieder die
Kleider überwerfe und von dannen ziehe. Da mir die anderen
vegetationsfreien Uferbereiche aufgrund fehlender Sonne nicht
zusagen, entscheide ich mich letztendlich für ein Bad im Barleber
See I, den ich heute nur mit einem anderen Badegast teilen muss.
Zurück an der Bahn-Haltestelle, steige ich in die S-Bahn, erwerbe
ein weiteres Ticket und steige in Magdeburg-Buckau um. Mit Verspätung
setzt sich der HarzElbeExpress in Bewegung. In Oschersleben löse ich
das dritte Hopper-Ticket und steige in einen verspätet ankommenden
HEX. Hätte ich dem Zugpersonal doch besser zugehört, ärgere ich
mich, als ich beim erforderlichen Umstieg in Halberstadt nicht
rechtzeitig das richtige Gleis finde und sich der HEX Richtung
Darlingerode ohne mich auf den Weg macht. Ob ich es noch rechtzeitig
zur Nachtruhe schaffe? Gedanklich sehe ich mich schon auf dem Rad
durch das dämmernde Harzvorland fahren. Drei Bahnangestellte raten
mir, die nächste Verbindung zu nehmen. Die Wartezeit im 2011 in der
Kategorie Kleinstadtbahnhof als 'Bahnhof des Jahres' ausgezeichneten
und seit 2014 den Namen 'Kulturbahnhof' tragenden Bahnhof vertreibe
ich mir mit einem Döner, dessen Fleisch bereits kalt ist. Zwar gilt
mein Ticket nur bis Darlingerode, doch fahre ich bis Ilsenburg
weiter, denn auf eine Radfahrt in einer dunklen, mir unbekannten
Gegend habe ich heute keine Lust. Außerdem würde das zu viel Zeit
fressen.
Am Ilsenburger Bahnhof frage ich nach dem Weg zur Turnhalle,
die ich kurz vor 22 Uhr erreiche. Das Licht ist bereits aus, doch
durch die von draußen hereinallende Straßenbeleuchtung erkenne ich
neben der Tür einen Stapel aus vier Gymnastikmatten, während die
anderen Matten in der kleinen Halle verteilt liegen, teilweise
bereits mit schlafenden Körpern beschwert. Meine Isomatte brauche
ich also nicht ins Freie kramen. Einige Sportler befinden sich
sicherlich im Haus der Vereine, wo Doppel-Olympiasieger Walter
Cierpinski heute einen Vortrag hält. Froh darüber, noch ein freies
Plätzchen bekommen zu haben, dusche ich, bevor ich drei bayrischen
Dialekt sprechenden Sportlern die verbliebenen drei Matten reiche.
Eine schnarchlose Nacht wäre auch zu schön gewesen, denke ich mir,
als ich wenig später ein lautes Schnarchen vernehme. Ich sehe, wie
eine Frau mit ihrem Schlafsack in den Umkleideraum umzieht. Kurz
danach verlässt der Mann neben mir seinen Schlafplatz. Im Auto
schläft es sich vermutlich ruhiger.
Trotz
Ohropax nicht wirklich ausgeschlafen begebe ich mich gegen 8 Uhr zum
Rathaus, um meine Startunterlagen abzuholen. Den eigens mitgebrachten
Kabelbinder werde ich nicht brauchen, stelle ich fest, als ich lese,
dass der Transponder am Handgelenk zu befestigen ist. Beim
Tangermünder Lichterlauf vor zwei Wochen löste sich das Gerät vom
Schuh, da ich es an dem Schnellschnürsystem meines Salomon-Schuhs
offensichtlich nicht fest genug angebracht hatte. Infolgedessen hatte
ich mir nun einen Kabelbinder besorgt, der heute jedoch nicht zum
Einsatz kommen wird. Mit einem 20 Euro-Schein, den ich auf dem
Ilsenburger Marktplatz finde, begebe ich mich auf den Weg zum Lidl.
Meinen Einkauf frühstücke ich auf einer Bank am Forellenteich. Auf
dem Marktplatz herrscht bereits großer Trubel. Neben dem 48.
Brockenlauf richtet Ilsenburg dieses Jahr auch die Deutsche
Meisterschaft im Berglauf aus. Den Läufern, die an letzterem
teilnehmen, steht ab 9:30 Uhr eine Strecke von 11,7 km bevor. 20
Minuten später starte ich als einer von 534 Brockenläufern,
die sich für die 26.2 km lange Strecke und eine Bewältigung von
890 Höhenmetern angemeldet haben. Richtung Berg verabschiedet uns
ein applaudierendes Publikum, in dessen Reihen sich neben dem
Veranstalter auch Innenminister Holger Stahlknecht befindet.
Zunächst
geht es bei minimalem Anstieg aus der mittelalterlichen Stadt heraus. Auf gut ausgebauten Forstwegen mit moderater Steigung passieren wir nach zwei Kilometern den Ilsestein, das Wahrzeichen Ilsenburgs. Die Strecke führt nun entlang der Ilse, die gemächlich vor sich hin plätschert. Nachdem Pasternosterklippe, Loddenke sowie die Ilsefälle hinter uns liegen, wird es ab dem sechsten Kilometer anspruchsvoll. Ein Untergrund aus Schotter und eine zunehmende Steigung bremsen nicht nur mein Tempo. Für einige hundert Meter ist der Weg so
schmal, dass ein Überholen kaum möglich ist. Umgeben von alten Bäumen tanke ich nach sechseinhalb Kilometern an der ersten Verpflegungsstelle auf. Auf der Hermannchaussee (Hermannsklippe) laufen nur noch die wenigsten.
Auch ich schalte einen Gang zurück und bewältige die Steigung mit
großen Schritten. Viele Läufer überhole ich dabei und erreiche schließlich den ehemaligen Kolonnenweg. Nach 1:34 h
erreiche ich den 12,1 km entfernten, 1141 Meter hohen Gipfel. Das Wetter spielt mit und ermöglicht herrliche Ausblicke. Der Brockenhexe strecke ich meinen Hintern entgegen, damit sie ihres Amtes walten und mich vom Berg fegen kann. Den Gedanken, hier oben für einen Moment zu verweilen, verabschiede ich schnell, denn mir geht es gut und ich will weiter laufen.
Bergab geht
es nun zunächst auf asphaltiertem Untergrund, auf welchem mir sehr
viele Wanderer begegnen. Nach Erreichen der ersten
Verpflegungsstation bei Kilometer 16 spüre ich erstmals ein Ziehen
in meinen Waden. Ich laufe weiter, doch verlangsame ich später das
Tempo und gehe schließlich, um ausgeprägte Krämpfe zu verhindern.
Ich bin umgeben von einer Landschaft, die von trockenen Fichten
dominiert wird. Ein Läufer, den ich kurz zuvor überholt hatte, als
er ging, holt mich schließlich ein und mutmaßt den Grund meiner
Gehpause. Er meint, Wadenkrämpfe zwingen ihn zu Gehpausen. Er hätte
in den vergangenen Wochen nicht ausreichend trainiert. Ich stelle
fest, dass ich das Bergablaufen unterschätzt habe. Nach einer
längeren Gehpause und vielen Läufern, die mich überholen, wechsele
ich wie der ins Lauftempo. Mich holt ein Läufer ein, dessen Tempo
genau meinem entspricht, und so laufen wir Seite an Seite. Ohne
miteinander zu kommunizieren, laufen wir mehrere Kilometer
nebeneinander und obwohl noch einige Kilometer vor uns liegen, sehe
ich uns schon gemeinsam im Zieleinlauf. Kurz vor dem Erreichen
Ilsenburgs fällt mein Mitläufer jedoch zurück, sodass ich den
Marktplatz allein erreiche und nach 3:00:26 erschöpft, zufrieden und
schmerzfrei durchs Ziel laufe. Sofort wird mir der Transponder
abgenommen und ich erhalte ein kleines Papier mit den gemessenen
Zeiten. Am Verpflegungsstand stärke ich mich mit Getränken und
Obst, und halte wenig später eine Urkunde in den Händen. Vor der
Siegerehrung suche ich die Turnhalle auf und sehe im Spiegel ein
Gesicht voller Sand.
Entgegen
meiner ursprünglichen Absicht, auf einem Campingplatz in Wernigerode
zu übernachten, entscheide ich mich für eine weitere Nacht in der
Turnhalle, bin ich doch ziemlich ausgepowert. Außerdem ist Ilsenburg
durchaus einen längeren Aufenthalt wert. So kaufe ich erneut im Lidl
ein und nehme im Freibad, welches heute kostenlos genutzt werden
kann, ein kurzes Sonnenbad. Anschließend spaziere ich durch den
beschaulichen Ort und lese bis zum Einbruch der Dunkelheit am
Forellenteich. Mit drei weiteren Sportlern verbringe ich die Nacht in
der Turnhalle. Um 8:30 Uhr breche ich mit dem Rad auf nach
Wernigerode und frühstücke in der malerischen, autofreien Altstadt.
Im Sattel geht es weiter nach Halberstadt und schließlich nach
Nienhagen (bei Halberstadt), wo ich in den HEX nach Magdeburg nehme,
um dort in die S-Bahn nach Demker umzusteigen und schließlich per
Rad nach Seehausen zu fahren.
>
1./2. September <
Zelten am Kulkwitzer See in Leipzig
Marcel und Kai holen mich am Freitagabend ab. Mit voll beladenem
Kofferraum und frisch geernteten Kirschen machen wir uns auf in
Richtung Leipzig. Die Tore der Stadt bereits erreicht, informiert uns
Gastgeberin Ines, dass noch ein Parkplatz vor dem Haus frei ist. Dem
ist auch bei unserer Ankunft noch so, sodass wir binnen weniger Minuten am gedeckten Tisch Platz nehmen. Von der freundlichen
Hausherrin bekommen wir Kürbissuppe serviert, die so lecker ist,
dass ich meine Schüssel zwei weitere Male fülle. Mit vollen Mägen
schmeißen wir uns zunächst auf die Couch und nach einem Austausch
über die jüngste Vergangenheit schließlich in die Federn. Beim
Frühstück, welches keine Wünsche offen lässt, entscheiden wir uns
für das Zelten am Kulkwitzer See, der sich am westlichen Stadtrand
Leipzigs befindet. Uns vier ins voll bepackte Auto gepresst, halten wir nach
wenigen hundert Metern am Supermarkt und stopfen unsere Einkäufe in
die spärlich vorhandenen Freiräume.
Trotz Navi finden wir die Einfahrt zum Campingplatz am 'Kulki' zunächst nicht und irren ein wenig umher. Auch das noch, denken wir uns, als wir plötzlich auf einem Schild, welches an einem Alleebaum hängt, lesen, dass der Campingplatz bereits voll ist. Wir ignorieren diese Information und halten vor der geschlossenen Schranke des Campinggeländes, welches auf einer Halbinsel liegt. An der Rezeption erhalten wir den Vorschlag, während der Mittagspause auf dem Gelände einen freien Platz zu suchen. Über die Areale A, B und C schlendernd, identifizieren wir zwei Stellplätze, die uns zusagen. Da noch Mittagspause ist, vertreiben wir uns die Zeit am Seeufer unweit der Tauchstation. Hier ist es uns aber doch zu schattig, sodass wir auf eine sonnenverwöhnte Wiese flüchten, auf der wir einen Teil unserer mitgebrachten Schokoladenvorräte vertilgen. In der Check-In-Schlange stehend, weise ich einen anderen Campinggast zurecht, der versucht, sich vorzudrängeln. Dass dieser kein einfacher Zeitgenosse ist, erleben wir wenig später als Zeugen einer lautstarken Auseinandersetzung zwischen ihm und einer sich schließlich durchsetzenden Rezeptionistin. Nachdem wir neben einer Finnhütte unsere zwei Zelte aufgeschlagen haben, gehen wir erneut zum Seeufer und machen es uns auf der Höhe des Schiffrestaurants bequem. Sowohl die Liegefläche als auch der Uferboden sind zwar ziemlich steinig, doch ist es im Vergleich zu den Uferabschnitten am Rettungsturm wesentlich ruhiger. Durch die Ufervegetation sehen wir die im nördlichen Seebereich über das Wasser gleitenden Wasserskifahrer. Während Marcel und Kai es vorziehen, am Ufer zu liegen, genießen Ines und ich das glasklare Wasser des 'Kulki' sowie die uns einander zuwerfenden Algenpackungen.
Am Abend bestellen wir im Imbiss Seegarten gebratene Nudeln, Bratwurst und Pommes, und werden von einer sehr freundlichen, jungen Frau mit asiatischen Wurzeln bedient. Aus wenigen Metern Entfernung
ruft uns eine Frau zu, die uns um Kleingeld erleichtern möchte, was ihr nicht gelingt. Wir
werden sie am nächsten Tag wiedersehen. Den späteren Abend
verbringen wir am See. Bestens unterhalten fühlen wir uns von einem
Pärchen, dessen männlicher Part in Frauenklamotten steckt.
Offensichtlich gibt es für das Pärchen heute einen Grund zum Feiern, denn gemeinsam mit Freunden werfen sie sich gegenseitig Wasserbomben zu und bringen selbige dabei lauthals lachend zum Platzen.
Auf den ausgebreiteten Decken spielen wir Karten sowie das Kaufhaus-
und Arche Noah-Rätsel. Nach einer für Marcel und Kai eher
schlaflosen Nacht nehmen wir neben unseren Zelten auf dem Boden
sitzend ein im Vergleich zum Vortag einfaches Frühstück ein, das
aus mitgebrachtem Kuchen und Kirschen besteht und mit Kaffee vom
Imbiss nebenan heruntergespült wird. Wir entscheiden uns gegen eine
Tretbootfahrt und parken nach Verlassen des Campingplatzes direkt am
Seerestaurant, welches offensichtlich seit längerer Zeit kein Gast
von innen gesehen hat. Ein paar Stunden sonnen wir uns heute auf der
unweit von der gestrigen Liegefläche gelegenen Liegewiese, und
spielen Mister X. Zur Mittagszeit kehren wir im Griechischen
Restaurant ein. Im schattigen Hof wird es mit der Zeit doch
unerwartet kühl, sodass wir mit unserem Tisch der Sonne folgen.
Freundliche Kellner servieren uns leckere Speisen, zu denen die mit
Salz und Knoblauch gewürzten Bratpaprikas gehören, die mich an die
in Portugal gegessenen Pimientos de Padrón erinnern. Kai kann aufgrund seines heute pausierenden
Geschmackssinnes sein Essen leider nur bedingt genießen. Bedingt sind auch die Rechenkünste, die der Kellner beim Bezahlen an den Tag
legt. Weil es so schön war (und ist), beschließen wir, ein weiteres
Mal zum 'Kulki' zu fahren und Sonne zu tanken, bevor wir nach zwei lustigen und erholsamen Tagen am Sonntagnachmittag die Heimfahrt antreten.
>
29. Juni/1. Juli <
Pfingst-Radtour - Von Wittenberge nach Werben
Aus
Erfahrung weiß ich, dass ich etwa 45 Minuten für die Fahrt von
Seehausen nach Wittenberge brauche, und schwinge mich nach dem Gießen
meiner durstigen Tomatenpflänzchen am Samstag gegen 8.30 Uhr auf
mein Rad. Gerade einmal ein paar Meter auf dem Aland-Deich unterwegs,
sehe ich direkt vor mir fünf Weißstörche auf dem gepflasterten Weg
stehen. Ein schöner Anblick, denke ich, als sie mir schließlich
Platz machen und sich in die Lüfte begeben. Sicher werde ich heute
noch weitere Exemplare zu Gesicht bekommen, freue ich mich, denn
unsere geplante Radtour wird uns durch das Storchendorf Rühstädt
führen. Doch bis dahin dauert es noch eine Weile, und so halte ich,
neugierig nach links und rechts blickend, weiter nach tierischen
Bewohnern der Feldmark Ausschau. Auf die Straße brauche ich mich
kaum zu konzentrieren, habe ich sie heute doch offensichtlich ganz
für mich allein. Zu meiner Rechten entdecke ich einen Fasan, und
erinnere mich, dass ich letztes Jahr etwa um die selbe Zeit an der
Schönberger Straße ein Exemplar gesichtet hatte. Ich erfreue mich
an den blühenden Wegrändern und erschrecke, als kurz vor
Geestgottberg auf der linken Seite ein Reh durchs hohe Gras huscht.
Ein Blick auf mein Handy verrät mir, dass ich gut in der Zeit liege,
und so überlege ich, meinen Radtour-Gefährten einige der hübschen
Wiesen-Margeriten als kleines Souvenir mitzubringen. Da ich aber am
vereinbarten Treffpunkt mein Frühstück nachholen und an der
Tankstelle den Reifendruck überprüfen möchte, was doch ein wenig
Zeit frisst, entscheide ich mich, die Pflänzchen stehen zu lassen.
Ohne Dekoration am Rad lasse ich den Hügel zwischen der alten
Wittenberger Straße und der B189 hinter mir, überquere die Elbe und
erreiche schließlich Wittenberge. Das kann doch nicht wahr sein,
fluche ich, als bei der Luftdruckmessung an der Tankstelle plötzlich
die Luft aus dem Reifen entweicht. Ich ärgere mich, mich vorab nicht
mit der für mich fremden Ventil-Art beschäftigt zu haben und sehe
mich in Gedanken mein Rad zum nächstgelegenen Fahrradgeschäft
schieben. Der Zufall meint es heute aber gut mit mir und lässt mich
nur wenige Meter von der Tankstelle entfernt drei Radfahrern
begegnen, die mir schließlich erklären, dass der kleine Stift im
Ventil gedrückt werden muss. Mist, denke ich mir, darüber hatte ich
tatsächlich mal etwas gelesen. Erleichtert bedanke ich mich und
stehe einige Minuten nach der vereinbarten Zeit Ines und Franny
gegenüber, die etwas mehr als 30 Minuten Busluft schnupperten. Wo
Marcel sei, fragen sie mich, wenig überrascht von seiner fehlenden
Gegenwart. Ich lasse sie wissen, was ich selbst erst wenige Minuten
zuvor durch ein Telefongespräch erfahren habe. In etwa 20 Minuten
wird er am Treffpunkt sein. Die Sonne lacht uns entgegen, freuen wir
uns, als Marcel und Kai schließlich eintreffen. Bisher war der
Himmel sehr wolkenverhangen. Nachdem Marcel sein Rad ins Freie
gekramt hat und wir uns von Kai verabschiedeten, treten wir gegen
10 Uhr schließlich gemeinsam in die Pedalen und schieben unsere
Räder nahe der Elbbrücke auf die Deichkrone. Wir erinnern uns, dass
wir vor knapp zwei Jahren ebenfalls am rechten Elbufer fuhren, allerdings flussabwärts, und sind zuversichtlich, flussaufwärts auf einem ebenso gut
ausgebauten Radweg unterwegs zu sein. Vor uns liegen knapp 50 km.
Wir
schaffen es tatsächlich, die Gaststätte zum Fährmann zu passieren,
ohne einzukehren. Stattdessen machen wir auf der Höhe Schade-Beuster
unsere erste Rast. Neben einer Sitzbank breiten wir unsere Decken aus
und verwöhnen uns mit einem ausgiebigen Frühstück aus Karotten,
Gurken, Oblaten, Eiern etc. Viele Radfahrer passieren unser kleines
Frühstücksidyll. Gut gestärkt schwingen wir uns wieder in die
Sättel und erreichen den Wittenberger Ortsteil Hinzdorf. Eine
Informationstafel gibt Auskunft über die Kopfweiden, die in der
Elbtalaue zahlreich zu finden sind und einst einen wichtigen
Wirtschaftszweig der Region darstellten. Ohne im Pfannkuchenhaus
vorbeizuschauen, verlassen wir den Ort, an dessen Ausgang ich meinem
Gesicht eine Schicht Sonnenmilch gönne. Vom Aussichtsturm 'Bälower
Elbblick'
genießen
wir eine herrliche Sicht über die weite Elblandschaft. Teppiche aus
Kuckuckslichtnelken und Wiesenmargeriten schmücken die Wiesen
beidseits des Deich-Radweges. Auch am Fahrrad machen die Blüten eine
gute Figur, denke ich mir, und entführe einige von ihnen, bevor ich
meinen drei Tour-Gefährten folge, die längst auf den Plattenweg in
Richtung Rühstädt abgebogen sind.
Zwar werden die hübschen
Mitbringsel freudig in Empfang genommen und am Rad positioniert, doch
erhalten die Blumen nur kurz Aufmerksamkeit, denn da wir uns am Fuße
des Walter-Fritze-Fotopunktes befinden, stehlen ihnen die
berühmtesten Bewohner Rühstädts die Show. Um einige der etwa 30
Weißstorchenpaare, die hier, im Europäischen Storchendorf, jedes
Jahr ihre Jungen groß ziehen, zu beobachten, schreiten wir die
Treppe zum Balkon hinauf. Zahlreiche Horste thronen auf den Dächern
der umliegenden Gebäude. Allein auf einem der Dächer zählen wir
vier Horste. Die aufmerksame Franny gewinnt schnell den Eindruck,
dass es sich bei einem der Horstbesetzer um eine Attrappe handelt,
rührt sich der Vogel doch kein bisschen. Die Frage, woher die
Legende stammt, dass Meister Adebar die Babys bringt, taucht
plötzlich auf, ohne dass sich eine Antwort darauf findet. Später
werde ich lesen, dass diese Geschichte hierzulande im 19. Jahrhundert
ihren Anfang nahm, als Sexualität ein gesellschaftliches Tabuthema
war und Eltern bei der Aufklärung ihrer Sprösslinge entsprechend
kreativ wurden. Beim Durchfahren Rühstädts passieren wir mehrere
Tafeln, die mit Fotos und Geschichten über den Alltag früherer
Zeiten informieren.
Groß ist die Enttäuschung bei den
Kaffee-Junkies unter uns, da keines der im Ort befindlichen Lokale
aufgrund geschlossener Gesellschaften geöffnet ist. So verweilen wir
einige Minuten vor dem 'Landgasthaus
Storchenkrug'
und treffen auf andere, ebenso unzufriedene Radwanderer. Die Suche
nach einem stillen Örtchen führt uns schließlich
zum vom NABU Brandenburg betriebenen Besucherzentrum, wo sich die
Gelegenheit bietet, den Kaffeedurst mit Kaffee aus dem Automaten zu
stillen. Wir entscheiden uns gegen eine geführte Wanderung und
fahren weiter Richtung Gnevsdorf, wo die Havel als 10 km langer
Kanal, dem Gnevsdorfer Vorfluter, in die Elbe mündet. An einer
Weggabelung informiert ein Schild über Bauarbeiten auf dem
Elberadweg und eine infolgedessen zu fahrende Umleitung. Etwas
orientierungslos legen wir eine spontane Pause ein. Die meisten
Pedalritter, die an uns vorbeifahren, wirken hinsichtlich der Frage,
welchen Weg sie einschlagen sollen, ähnlich unschlüssig, wählen
jedoch den direkten Weg über die angebliche Baustelle. Nur ein
Radfahrer, der über die aktuelle Lage bestens informiert zu sein
scheint, entscheidet sich für die Umleitung. Allein die Tatsache,
dass er allein unterwegs ist, veranlasst Franny zu der Äußerung,
dass dieser Typ merkwürdig sei.
Wir legen es darauf an, ignorieren
das Schild und folgen weiter dem Radweg. Nach der Überquerung eines
Wehrs schaue ich mir eine extra für Schwalben gebaute Nesthilfe in
Form eines Turmes an. Bald ist die Fähre in Sicht, die wir nach dem
Passieren des Gasthauses Mühlenholz gerade noch rechtzeitig vor dem
Ablegen erreichen. Zu unserer Überraschung schließt der NP in
Werben samstags bereits um 16 Uhr, sodass wir direkt weiter zum
Freibad radeln. Hier treffen wir Ingrid, die berichtet, dass sie als
Schulmädchen 1968 beim Ausheben des Bades half. Schnell sind eins
und eins addiert, und wir lassen uns vom Bademeister bestätigen,
dass sich die Einweihung des Freibades im kommenden Jahr zum 50. Mal
jährt.
Nach einem erfrischenden Bad suchen wir die hinter dem
Freibad in der Bungalowsiedlung gelegene Datsche auf. Schnell sind
die Schlaflager zugeordnet und der Grill angefeuert. Wir sind
hungrig, liegen doch etwa 50 km Radstrecke hinter uns. Nachdem die
Mädels auch den letzten freien Zentimeter ihrer Haut mit Mückenspray
versorgen, bringt Marcel das Grillgut auf den Tisch. Mit vollen Mägen
begeben wir uns schließlich ins Wohnzimmer, wo wir uns den
argentinischen Film 'Wild
Tales' ansehen, der entgegen meiner Erwartung nicht allen gefällt,
was lautstark zum Ausdruck gebracht wird. Offensichtlich ist die
Couch auch zum Schlafen geeignet, denn Marcel macht nach dem Filmende keine Anstalten,
sie zu verlassen. Während im Nebenraum Zentimeter für Zentimeter nach potentiellen achtbeinigen Übernachtungsgästen abgesucht wird, schmeiße ich mich in mein Nachtlager. Kaum befinde ich mich in der Waagerechten, beginnt
mein Magen zu rumoren. Ganz plötzlich verspüre ich den Drang, das
Klo aufzusuchen, springe auf und taste mich ins Bad. Mit
Schwindelgefühl verbringe ich hier einige Minuten, ehe ich mich
zurück ins Nachtlager schleppe. Vermutlich liegt dieser nächtlichen
Attacke ein Hitzeschlag oder Überfressen zugrunde, möglich ist auch
eine Kombination von beidem. Irgendwann muss ich eingeschlafen sein,
denn ein Anruf von Vati am frühen Morgen reißt mich aus dem Schlaf. Nach dem
Austausch weniger Worte versinkt meine rechte Gesichtshälfte erneut
im Kopfkissen, doch entschließe ich mich kurz darauf doch zum
Aufstehen.
Mit meinem Handtuch spaziere ich zum nahe gelegenen See.
Kaum stehe ich im knietiefen Wasser, nähert sich mir ein
Schwanenpärchen, das vermutlich irgendwo in der Nähe sein Gelege
hat. Schnellen Schrittes suche ich am Ufer nach einem anderen Zugang
zum Wasser, doch die Schwäne folgen mir. Eine Frau, die gerade dabei
ist, gemeinsam mit ihren zwei Kindern einen am Bungalow gefundenen
Frosch im See auszusetzen, zeigt mir schließlich eine etwas
entferntere Stelle, die sich zum Baden eignet. Zwar könnte ich
aufgrund einer geringen Seetiefe entlang eines auf dem Seeboden
befindlichen Stegs bis ans andere Ufer gehen, doch drehe ich nach
wenigen Metern um, denn eine Begegnung mit den Schwänen im Wasser
möchte ich lieber vermeiden. Beim gemeinsamen Frühstück
philosophieren wir über zukünftige Urlaubsziele und beschließen,
sämtliche Ideen in einen Hut zu werfen. Welcher Städtetrip uns als
nächstes bevorsteht, entscheidet also das Los! Gegen 12 Uhr brechen
wir in Richtung Seehausen auf, treffen uns aber am Abend nochmals im
Bungalow.
>
19./20. Mai <
Anpacken in Walsleben, Bummeln durch Neuruppin
Dieses
Jahr folgen wir Renés Vorschlag, dem Hausausbauer Tobias einen
Besuch abzustatten, und ihm einen Tag lang tatkräftig unter die Arme
zu greifen, denn an Arbeit mangelt es laut des Bauherrn in Walsleben
keineswegs. Schnell ist mit dem Himmelfahrtswochenende ein für fast
alle willigen Bauhelfer geeigneter Termin gefunden, an welchem wir
schließlich nicht nur mit anpacken, sondern auch das nahe gelegene
Neuruppin erkunden.
Da für den frühen Abend Gewitter angesagt sind,
schwinge ich mich kurz nach 10 Uhr auf meinen mit zwei prallgefüllten
Fahrradtaschen beladenen Drahtesel. Für die Fahrt bis Walsleben habe
ich sechs bis sieben Stunden eingeplant, mehrere kleine Pausen sowie
einen Sprung in einen an der Strecke liegenden See eingerechnet. Auf
die etwa 75 km lange Route, die vor mir liegt, bin ich sehr gespannt,
stellt diese Streckenlänge für mich doch eine Premiere dar.
Aufgrund der sehr ausgefahrenen Fahrbahn zwischen Schönberg und
Neukirchen entscheide ich mich, über Falkenberg und Lichterfelde zu
fahren, und folge ab Wendemark der L2, die mich durch die kleinste
Hansestadt der Republik führt. Auf dem Werbener Marktplatz
angekommen, nehme ich trotz meiner Kopfhörer das Klingeln meines
Telefons wahr, bringe mein Zweirad zum Stehen und krame das Handy ins
Freie. Während ich vergeblich in das Telefon brülle und von Tobias
kein Wort vernehme, erschrecke ich, als mein Rad plötzlich umfällt
und sich mein Obst auf der Straße verteilt. Ich stelle fest, dass
sich ein mit zwei vollen Hinterradtaschen beladenes Fahrrad nicht so
einfach durch das Anheben des Fahrradsattels zur Seite stellen lässt.
Nachdem ich meine Habseligkeiten wieder verstaut und Tobias
schließlich erfolgreich Auskunft über meine geplante Ankunftszeit
erteilt habe, mache ich mich auf den Weg ins 4 km entfernte Räbel.
War ich bisher ausschließlich auf einer asphaltierten Fahrbahn
unterwegs, erfordert das Fahren auf dem aus Sand und Split
bestehenden Fahrbahnrand Konzentration. Ich habe Glück, denn die
Gierseilfähre, die allein durch die Strömung bewegt wird, liegt
gerade an der linkselbischen Seite an. Bei herrlichem Sonnenschein
lasse ich mich von ihr über den Strom tragen.
Das 'Haus der Flüsse'
lasse ich links liegen, lasse die Insel- und Domstadt Havelberg in
östlicher Richtung hinter mir, verlasse die L4 und biege in
Müggenbusch rechts in die beschattete Straße nach Wöplitz ein.
Eine fehlende Beschilderung an einer Weggabelung zwingt mich, mich
für einen Weg zu entscheiden. Intuitiv wähle ich den linken, und
treffe kurz darauf einen Radfahrer, dem diese Region ebenfalls fremd
ist. Nach mehreren Kilometern durch bewaldetes Gebiet stoße ich nahe
des Aussichtsturms Lütow an dem Flüsschen Neue Jäglitz auf eine
weitere Weggabelung. Von der Info-Tafel erhoffe ich mir Hilfe zur
Orientierung, doch werde ich enttäuscht, und schlage stattdessen
beim Lesen des Satzes „Der Kranich, welcher dieser ..“ in
Gedanken die Hände über dem Kopf zusammen. Gemeinsam mit dem mir
bekannten Radfahrer, der mich mittlerweile eingeholt hat, erkundige
ich mich bei zwei anderen Pedalrittern nach dem Weg. Dank ihnen
vermeide ich es, einen Umweg über Vehlgast zu fahren, und erreiche
den Ort Damerow. Hier, kurz vor der Ländergrenze
Sachsen-Anhalt/Brandenburg, irre ich orientierungslos umher, bis ich
schließlich auf einen Mann treffe, der mir freundlich Auskunft gibt.
So erklärt er mir, dass der direkteste Weg nach Neustadt (Dosse)
über Joachimshof, Koppenbrück und Goldbeck führt. Darüber, dass
ich einen Teil der Strecke aufgrund eines zu sandigen Untergrundes
voraussichtlich vom Rad steigen muss, bin ich mir dank seiner Info im
Klaren. Von der langen Kopfsteinpflasterstraße mit schmalem und
holprigen Randstreifen erfahre ich vom Anwohner, der vermutlich nicht
Rad fährt – so lässt es seine voluminöse Erscheinung jedenfalls
vermuten – allerdings nichts. In Neustadt (Dosse) angekommen,
schaue ich mir die Informationstafel an, und halte anschließend beim
Durchfahren des Ortes nach dem örtlichen Freibad sowie dem nahe
gelegenen See Ausschau. Da ich beides nicht entdecken kann, folge ich
der B102 in Richtung Bückwitz, um mich im Bückwitzer See
abzukühlen. Daraus wird wohl nichts, ahne ich, als ich mich der
hiesigen Badestelle nähere und bei lautstarker Musik auf eine große
Menschenmenge treffe. Zwei vergnügte Passantinnen, die ich
anspreche, teilen mir mit, dass es am See keinen weiteren Zugang zum
Baden gibt. Allerdings gäbe es in Wusterhausen/Dosse einen großen
Badesee, und so setze ich meine Fahrt auf dem die B5 begleitenden
Radweg fort.
Im Strandbad Wusterhausen am Klempowsee verweile ich
unweit eines sich sonnenden Schwans eine Stunde, bevor ich mich bei
zunehmend verdunkelndem Himmel wieder auf mein Rad schwinge. Als die
Orte Gartow, Dessow und Lögow hinter mir liegen, biege ich links in
das weniger slawisch klingende Walsleben ab. Was für ein Empfang,
denke ich mir, als beim Passieren der Dorfkirche ein Blasorchester zu
Spielen beginnt. Ich frage mich nach der Bergstraße durch, wundere
mich kurz über eine vermeintlich inkonsequente Vergabe der
Hausnummern, als ich Tobi plötzlich hinter dem Tor mit der von mir
gesuchten Hausnummer entdecke. Freudig begrüßen wir uns, und ich
nehme es nicht persönlich, dass Tobis Mutter, Opa und Halbschwester
kurz nach meiner Ankunft die Heimfahrt antreten. Eine detaillierte
Hausbesichtigung verschieben wir auf später, damit Tobi nach
Hennings geplanter Anreise um 20:30 Uhr nicht alles wiederholen muss.
Nachdem auch Henne mit Grillgut versorgt wurde und wir von Tobi viel
über die vorangegangenen Arbeiten im Haus und am Dach erfahren,
verkrieche ich mich gegen Mitternacht ins auf dem benachbarten
Grundstück aufgebaute Zelt. Führt Henne im Nachbarzelt ein
Selbstgespräch, frage ich mich, als ich ihn wenig später neben mir
Portugiesisch sprechen höre. Gegenüber einer leichten Aggression
gewinnt schließlich die Neugierde beim Zuhören der mir nicht ganz
unbekannten Sprache die Oberhand, und so lasse ich Henne weiter ins
entfernte Brasilien telefonieren.
Nachtquartiere |
Noch am Abend erzählte uns Tobi,
dass sich die Estrichleger für den Freitagmorgen angekündigt haben,
und so begegne ich dem Bauherrn und zwei Handwerkern pünktlich um
7:30 Uhr im zukünftigen Wohnzimmer. Dass ich mich so früh auf der
Baustelle einfinde, liegt zum einen an meinem Interesse, beim
Estrichlegen zuzusehen, zum anderen an der Tatsache, dass sich mein
Zelt in der Morgensonne bereits dermaßen aufgeheizt hatte, dass ich
es in seinem Inneren nicht mehr aushielt. Zu Tobis positiver
Überraschung schreiten die routinierten Handwerker, mit denen wir
die vom Bauherrn mitgebrachten belegten Brote hungrig verschlingen,
mit ihrer Arbeit schnell voran. Bis zum Mittag werden sie mit dem
Wohn- und Schlafzimmer sowie der Küche und dem Flur fertig sein,
heißt es, und um sie entsprechend zu entlohnen, fahren Tobi und ich
nach Neuruppin zum Geldabheben. Zurück in Walsleben treffen wir auf
den mittlerweile ausgeschlafenen Henning, mit dem wir uns schließlich
in die Gartenarbeit stürzen, da das Haus heute und in den nächsten
Tagen nicht betreten werden darf. Nachdem wir auf dem Innenhof
ungeliebtes Wurzelwerk ausgraben, bewaffnen wir uns mit Freischneider
und Astschere, und rücken den Brennnesseln sowie Buschwerk im Garten
zu Leibe. Über Christians Ankunft sind wir besonders froh, sorgt er
doch mit den mitgebrachten Pizzen dafür, dass wir uns für die
nächsten Aktionen stärken können. So dauert es nicht lang', und
René stößt zur Gruppe, bereit, vom Bauherrn als unbrauchbar oder
störend erklärte Gehölze von der Bildfläche verschwinden zu
lassen. Während René auf der Wiese munter seine Säge schwingt,
widmen wir uns nach reichlicher Überlegung der einem
Hochsicherheitsgefängnis ähnelnden Zaunanlage, welche vom
Vorbesitzer vermutlich errichtet wurde, um den Fuchs vom geliebten
Federvieh fernzuhalten. Meter für Meter bauen wir eifrig den
Maschendrahtzaun zurück und ich scherze laut, dass wir heute keinen
Stein mehr auf dem anderen lassen.
Christian amüsiert sich, während René Kleinholz macht |
Kreative Pause |
Der Zaun muss weg! |
Bauherr
und Bauherrin zeigen sich sichtlich zufrieden über das Ergebnis des
heutigen Schaffens, und so gehen wir zum gemütlichen Teil des Tages
über. Dieser findet im von Tobi angemieteten Ferienhaus statt,
welches sich nur ein paar Häuser entfernt befindet und seinem
früheren Religionslehrer gehört, der wiederum das Nachbarhaus
bewohnt. Da der Vermieter gerade urlaubt, lernen wir ihn nicht
kennen. Der Postkasten im Nachbarhaus verrät lediglich, dass er
taz-Leser ist. Mit ausreichend Grillgut auf dem Teller kehren wir dem
Hof des Ferienhauses den Rücken und machen es uns im Esszimmer
bequem. Nach dem Leeren zweier 'Kräuter'
begeben wir uns ins Wohnzimmer, das uns durch die vorhandene
Einrichtung den Eindruck vermittelt, als wären wir gerade als Fremde
im Haus einer betagten
Frau,
die ihre vier Wände nur mal kurz zum Einkaufen verlassen hat. So
fragen wir uns, als wir die an der Wand hängenden Bilder von einer
Oma und ihren Enkeln betrachten und die Fotoalben der Familie in den
Händen halten, ob wir wohl im Badezimmer ihre dritten Zähne
vorfinden werden. Angeheitert vom vorherigen Ess- und Trinkgelage
schmeißen wir uns auf die äußerst bequeme Couch oder auf den
Fußboden, und amüsieren uns über die Bewegungen des Massagestuhls.
Getreu dem Motto, man soll aufhören, wenn es am schönsten ist,
wirft sich Tobi gegen halb 3 Uhr
ins
Bett im Nachbarzimmer, und auch wir anderen suchen nach und nach
unsere Nachtquartiere auf.
Ferienhaus |
Gute Laune am Abend |
Tobi als Couchbesetzer .. |
.. René bleibt nur der Fußboden |
Massagestuhl sorgt für Heiterkeit |
Für heute, Samstag, ist eine
Fahrt ins etwa 10 km entfernte Neuruppin geplant, und so steigen wir
nach dem Frühstück in Omas Esszimmer in Renés Familiengefährt.
Nach einem kurzen Zwischenstopp in der vorübergehenden Bleibe von
Tobi und seinen drei Mädels, und einem weiteren Halt am
Getränkemarkt, leitet uns Tobi ins Zentrum der Fontanestadt. Unweit
von der Pfarrkirche St. Marien geparkt, wollen wir einen Blick ins
Innere der auch als Veranstaltungszentrum genutzten Kirche werfen,
bleiben allerdings vor verschlossener Tür stehen. Wir passieren die
ausladende Krone einer Buche und folgen der Karl-Marx-Straße. Den
Schulplatz als zentralen Platz der Stadt ziert ein Denkmal von
Friedrich Wilhelm II. Statt an die preußische Geschichte denken wir
lieber daran, Annika im Blumenladen einen Besuch abzustatten. Ein
paar Schritte weiter, an der Ecke des folgenden Blocks, gönnen wir
uns in der Paolo Zambon Eisdiele ein leckeres Gelati. Erfrischt
biegen wir in den Fontaneplatz ab und spazieren die von einer Allee
gesäumte Karl-Liebknecht-Straße entlang, an deren Ende uns Tobi auf
seine frühere Schule aufmerksam macht. Auf dem Uferweg flanierend,
begegnen wir einem Freund Tobis, den wir später noch einmal
wiedertreffen sollen. Bei strahlendem Sonnenschein lassen wir
schließlich unseren Blick über den Ruppiner See als mit einer Länge
von 14 km längstem See Brandenburgs schweifen. Mit dem Gedanken, im
nächsten Jahr irgendwo einen Ausflug per Hausboot zu unternehmen,
begeben wir uns wieder in Richtung Innenstadt. Wir lassen die
Klosterkirche links liegen, schießen aber in deren Nähe ein
Gruppenfoto, um – um es mit Renés Worten zu sagen – „den
Verfall zu dokumentieren“. Am Parzival am See, einem 17 Meter hohen
Kunstwerk aus Edelstahl, lässt Tobi kein gutes Haar. Auch wir
finden, dass es sich bei dieser Statue um keine Schönheit handelt,
und schreiten die nahe gelegene Seebrücke entlang, welche von einem
jungen Angler gerade zum Fischen genutzt wird. Just im Moment des
Vorbeilaufens befördert der Junge einen Fisch an Land, dem er zu
unserem Erstaunen einen Kuss gibt, bevor er ihn wieder ins kühle
Nass wirft. Auf dem Kirchplatz verweilen wir eine Weile nahe des 1883
vom Bildhauer Max Wiese gestalteten Schinkel-Denkmals, welches den
jungen Maler und Baumeister Karl Friedrich Schinkel zeigt, dessen
Wiege in Neuruppin stand.
"Um den Verfall zu dokumentieren." |
Ruppiner See |
Kunst, die nicht begeistert |
Schinkel-Denkmal |
Auf
dem Weg zurück nach Walsleben kaufen wir für das heutige Abendessen
ein. Bevor wir uns an die Zubereitung der Speisen machen, entscheiden
wir uns für einen Spaziergang durch Tobis neuen Wohnort, der etwa
800 Einwohner zählt; die im Mühlenweg lebenden, lustig
dreinblickenden Alpakas, deren Wolle zu Bettwaren verarbeitet wird,
nicht mitgerechnet. Zurück im Ferienhaus servieren uns Christian und
René schließlich Nudeln mit zwei verschiedenen Tomatensoßen, die
allen Beteiligten sehr gut schmecken. Farblich passend, tischt
Christian als Nachspeise in Alkohol getränkte Wassermelone auf.
Abendspaziergang |
Spaghetti Creazione a la Christian und René |
Nach einem guten Frühstück treten wir am
Sonntag gegen 10 Uhr die Heimfahrt an und freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen. Möglicherweise wird dieses noch im selben Jahr in Walsleben stattfinden,
sind wir doch auf die Fortschritte der Ausbauarbeiten sehr gespannt.
> 10./13. Mai <
Rätselhaftes Adventsmarkt-Wochenende
Am
Vortag des ersten Advents treffen wir uns gegen 10:30 Uhr am reichlich gedeckten
Frühstückstisch von Gastgeberin Ines in der Beuchaer Straße im Leipziger Stadtteil
Anger-Crottendorf. Bevor wir uns auf die Brötchen stürzen, werden allerdings noch Adventsgeschenke verteilt, und so wandern hauptsächlich Adventskalender von einer
Hand in die andere. Kaum sitzen wir am Tisch, fliegen auch schon –
wie könnte es bei unserer Konstellation auch anders sein – die
verbalen Fetzen. Letzteren gehen kleine Kaufetzen voraus, die sich
ungefragt aus meinem Mund entfernen und auf dem Ärmel meiner
Sitznachbarin Franny landen, welche mich – merklich angewidert –
schreiend auffordert, nicht mehr in ihre Richtung zu gucken, während
ich kauend erzähle. So gilt meine Aufmerksamkeit nun der mir direkt
gegenübersitzenden Ines, die sich sofort auf alle Viere begibt, um
den Fußboden von den kürzlich heruntergefallenen Brotkrumen zu
säubern, was bei den anderen Frühstücksteilnehmern schallendes
Gelächter auslöst. Dank unserer kuriosen Eigenarten geht also mal
wieder ordentlich die Post ab.
Unsere gesättigten
Leiber werfen wir nun auf die wenige Meter entfernte Couch, auf
welcher wir uns Gedanken über die heutige Freizeitgestaltung machen.
Zunächst steht der Besuch des Escape Rooms 'Honeckers Albtraum' auf
dem Programm, dessen Tür sich in knapp einer Stunde für uns öffnen
wird. Wie immer trödeln wir vor uns her, sodass wir nach dem
Verlassen der Wohnung erschrocken feststellen, dass wir es aus
Zeitgründen nicht mehr fußläufig bis zur Escape Room-Challenge
schaffen werden. Während wir an einer Straßenbahn-Haltestelle auf
einen Bus warten und wir Marcel dazu überreden können, nicht in den
direkt neben uns stehenden Papierkorb zu pinkeln, begegnet uns eine
Frau, die einen zusammengerollten grasgrünen Teppich auf der rechten
Schulter trägt, der Ines' Wohnzimmerteppich zum Verwechseln
ähnlich sieht. Ob die Wohnung unserer Gastgeberin gerade ausgeraubt wird, fragen wir
uns, hängen dieser Frage aber nicht lange nach, da mit mehreren
Minuten Verspätung jetzt endlich der Bus eintrifft. Wir haben Glück
und der Busfahrer winkt uns ohne zu bezahlen weiter. Sind wir hier in
Kuba oder was? Nein, sind wir nicht, denn nach zwei Stationen steigen
wir aus und stehen vor der Russischen orthodoxischen^^
Gedächtniskirche und wenige Schritte später vor der deutschen
Nationalbibliothek.
Fast pünktlich erreichen wir den
Kohlrabi-Zirkus, eine Kuppel-Architektur, die laut Aussage unserer Stadtführerin Ines von den Leipzigern auch
liebevoll 'Bürgermeisters Titten' genannt wird. Unser
Anlaufpunkt soll heute die linke Titte sein, welcher wir uns entlang
des großen Parkplatzes langsam nähern. Ein freundlicher
Schirmmützenträger öffnet uns die Tür, führt uns durch einen mit
unzähligen Signaturen an den Wänden versehenen Flur und heißt uns schließlich
zur Escape Room-Challenge Willkommen. Nachdem er uns mit den
Spielregeln vertraut macht und wir uns für die Variante mit sechs
Tipps entscheiden, begleitet er uns in den benachbarten Rätselraum.
Inmitten der mit DDR-Möbeln eingerichteten vier Wände fühlen wir
uns um drei Jahrzehnte zurückversetzt. Am MuFuTi sitzend, macht uns
unser Spielleiter auf die an der Zimmerdecke angebrachte Kamera
aufmerksam, über die er uns während des Spiels beobachten wird.
Mithilfe eines Walki-Talkies können wir bei Bedarf mit ihm
kommunizieren. Vor dem fiktiven Hintergrund, dass Genosse Erich uns
an der Flucht aus unserem eigenen Wohnzimmer hindern will, wird es
nun unsere Aufgabe sein, binnen 60 Minuten den für die Flucht
erforderlichen Schlüssel zu finden. Hierzu ist das Lösen mehrerer Rätsel notwendig und so erwarten wir mit Spannung das aus dem Radio
ertönende Startsignal. Neugierig stellen wir alles auf den Kopf und
rätseln, was das Zeug hält. Als Escape-Room-Anfänger stellen wir
fest, dass es so leicht nicht ist, um die Ecke zu denken. Die Rätsel
haben es wirklich in sich und so nehmen wir über das Walki-Talkie
die uns zur Verfügung stehenden Tipps in Anspruch. Als der im
Vorfeld angekündigte Countdown einsetzt, grübeln wir gerade über
die letzte Zahlenkombination, welche wir schließlich erfolgreich
enträtseln, sodass wir rechtzeitig den Schlüssel in den Händen
halten und die Wohnzimmertür öffnen können. Die Aussage des
Spielleiters, wonach wir angeblich 58 Minuten für die Flucht
benötigt haben, wagen wir zu bezweifeln, kommt es uns doch so vor,
als wolle man uns mit einem positiven Gefühl flüchten lassen. Die
genaue Zeit soll uns allerdings egal sein, denn wir hatten einen
aufregenden Aufenthalt und sind um eine interessante Erfahrung
reicher. Der Besuch eines anderen Escape Rooms wird vermutlich nicht
lange auf sich warten lassen. Ines kann sich sogar mit dem Gedanken
anfreunden, sich im 'Carrie'-Raum einschließen zu lassen. Wir werden sehen.
Um zum
Weihnachtsmarkt zu gelangen, entscheiden wir uns für die S-Bahn und
so schreiten wir die Treppenstufen zur Haltestelle hinab. Für den Kauf von
Fahrkarten bleibt keine Zeit, denn wir beweisen perfektes Timing und
steigen in die eintreffende Bahn. Geiz ist auch Ende 2017 noch geil und so
schmieden wir, clever wie wir sind, den Plan, uns am
Fahrkartenautomat blöd zu stellen. Dem Schaffner gegenüber geben
wir uns als ortsfremd und damit inkompetent in Sachen
Fahrkartenautomaten-Benutzung aus und tippen munter und absichtlich
orientierungslos auf dem Bildschirm herum. Ich vermute, dass der Mann
in Uniform eine solche Szene nicht zum
ersten Mal sieht und werde den Eindruck nicht los, dass er uns die
Unwissenheit nicht abkauft. Allerdings scheint auch er nicht der
Hellste im Umgang mit dem Automaten zu sein, kommt er doch angeblich
nicht von hier. Letztendlich bleibt es bei der obligatorischen
Verwarnung. Ob es an unserem überzeugenden Auftritt lag oder der
freundliche Bahn-Stewart einfach nur keine Lust auf Konfrontation
hatte, werden wir wohl nie erfahren. Als vermeintliche Idioten verlassen wir die Bahn.
Am Wilhelm-Leuschner-Platz
angekommen, rückt Ines noch schnell ihr Höschen zurecht, bevor wir
uns ins innerstädtische Weihnachtsgetümmel stürzen. Es sind
weniger die wenigen Schritte, die wir zurückgelegt haben, als
vielmehr die fruchtigen Düfte, die uns das Gefühl geben, dass es
uns dürstet, und so gönnen wir uns eine Tasse Quitten-Punsch,
Heidelbeer-Punsch und Heiße Schokolade. Bei den doch ziemlich kalten
Temperaturen wärmen die Getränke gut durch und sind zudem sehr
appetitlich. Weniger appetitlich, aber doch recht amüsant, ist das
Thema, über welches wir uns unterhalten, nachdem wir auf Kais
Abwesenheit zu sprechen kommen. Wer meint, dass das Thema Intimrasur
bzw. damit möglicherweise einhergehende Hautschäden wenig
unterhaltsam ist, der irrt, und so erzählen Marcel und Franny von
Bekannten, die aufgrund eines eingewachsenen Haares ein halbes Jahr
krankgeschrieben waren. Was es alles gibt, resümieren wir, und
schwenken vom geistigen Konsum durchaus interessanter Erzählungen zum
Konsum, der physisch erlebbar ist.
Auf der Suche nach einem grünen
Parka klappern wir die umliegenden Bekleidungsgeschäfte ab und
werden nach einer Stunde schließlich fündig. Shoppen macht hungrig
und so gönnen wir uns im Gewusel der Massen Fisch im Bierteig oder
die klassische Thüringer Bratwurst. Heruntergespült wird die
Mahlzeit anschließend mit einem herrlich duftenden Erdbeer-Punsch.
Am Stollen-Stand bietet eine freundliche Verkäuferin Stollen mit
Marzipan, Mandeln oder Nougat feil. Zwar stößt die Frau durch ihren
Vorschlag, beim ungeraden Stollenpreis aufzurunden, wodurch sie
einige Cent mehr in ihre Kasse spült, bei Kundin Ines auf wenig Gegenliebe,
doch hält es sie und Franny nicht vom Kauf des leckeren Gebäcks ab.
Nachdem wir auch in der Lebkuchen-Bude für kräftigen Umsatz sorgen,
statten wir dem Finnischen Dorf einen Besuch ab und lassen uns ein
mit geräuchertem Lachs gefülltes Roggenbrötchen schmecken. Mit der
Straßenbahn fahren wir zurück zu Ines' Wohnung, wo wir es uns auf
der Couch gemütlich machen. Wenig überraschend tun wir uns mit
einer Entscheidung für das abendliche Fernsehprogramm schwer. Unsere
Wahl fällt schließlich auf einen Film, welchen wir anfangs dank
einer mangelhaften Internetverbindung nur mit Unterbrechungen sehen
können. Umso mehr freuen wir uns auf Carsten und Valeska, mit denen
wir am Sonntagmorgen gemeinsam frühstücken wollen.
Unglaublich, Carsten und Valeska haben doch tatsächlich ohne uns angefangen! Naja, wir sind ja selbst Schuld, denn Pünktlichkeit ist nicht unsere Stärke. Obwohl, die meisten von uns waren Punkt 10 Uhr frühstücksbereit. Nur Marcel, der Wohnzimmerschläfer, kam nicht aus den Federn, sodass die Couch besetzt war. Schließlich konnten wir den Langschläfer doch zum Aufstehen bewegen und ließen uns Ines' selbstgemachtes Chili con carne schmecken, bevor wir uns voll und ganz den Verkaufstalenten Carsten und Valeska widmen. Da uns die feil gebotenen Produkte nicht überzeugen, switchen wir zum 'Sterntaler' und begleiten das kleine blonde Mädchen auf ihrer abenteuerlichen Suche nach ihren vom König verschleppten Eltern. Als ihre Reise zu Ende ist, gehen auch wir auf die Suche, und zwar nach frischer Luft. Bei fallenden Flocken spazieren wir durch den Lene-Voigt-Park, Ines' Laufrevier, bevor unser rätselhaftes Adventsmarkt-Wochenende schließlich sein Ende nimmt.
Unglaublich, Carsten und Valeska haben doch tatsächlich ohne uns angefangen! Naja, wir sind ja selbst Schuld, denn Pünktlichkeit ist nicht unsere Stärke. Obwohl, die meisten von uns waren Punkt 10 Uhr frühstücksbereit. Nur Marcel, der Wohnzimmerschläfer, kam nicht aus den Federn, sodass die Couch besetzt war. Schließlich konnten wir den Langschläfer doch zum Aufstehen bewegen und ließen uns Ines' selbstgemachtes Chili con carne schmecken, bevor wir uns voll und ganz den Verkaufstalenten Carsten und Valeska widmen. Da uns die feil gebotenen Produkte nicht überzeugen, switchen wir zum 'Sterntaler' und begleiten das kleine blonde Mädchen auf ihrer abenteuerlichen Suche nach ihren vom König verschleppten Eltern. Als ihre Reise zu Ende ist, gehen auch wir auf die Suche, und zwar nach frischer Luft. Bei fallenden Flocken spazieren wir durch den Lene-Voigt-Park, Ines' Laufrevier, bevor unser rätselhaftes Adventsmarkt-Wochenende schließlich sein Ende nimmt.
> 2./3. Dezember <
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