Dübener Heide

Auch 2016 steht wieder ein Treffen an. Ganz frech entscheiden wir uns in diesem Jahr gegen Meck-Pomm und düsen stattdessen in die Dübener Heide. Geographisch für alle ähnlich gut erreichbar, gibt es auch hier - zwischen Elbe und Mulde - viel zu entdecken und so quartieren wir uns vom 9. bis 12. Juni in der 'Elbaue' auf dem Campingplatz 'Lausige Teiche' östlich von Bad Schmiedeberg ein.

Donnerstag - Ankunft in der 'Elbaue'

Bis 21 Uhr können wir laut Campingplatz-Homepage einchecken. Da es meist anders kommt, als gedacht, und sowohl Henne und René als auch Tobi mit zeitlicher Verzögerung in das verlängerte Wochenende aufbrechen, passt es super, dass Biker Daniel die Anfahrtsdistanz von 180 km zügig zurücklegt und rechtzeitig in unserem Elb-Quartier ankommt. Nachdem auch die anderen Heidefreunde eintreffen, werden an der Rezeption sogleich Brötchen für den nächsten Morgen bestellt und schließlich die Zimmer aufgeteilt, wobei zwischen dem Lila-Laune-Love-Loft und dem Wohnzimmer zu wählen ist. Das Ferienhaus gefällt uns sehr, denn es ist sehr geräumig. Es gibt ein eigenes Bad und vor der Küche befindet sich eine gemütlich möblierte Terrasse mit Steingrill. Tobi sponsort die ersten Biere und wir machen es uns auf der Terrasse unserer 'Elbaue' bequem.

Freitag - Mit dem Rad durch Feld und Brennnesselflur

Gut ausgeschlafen, frühstücken wir auf unserer Elb-Terrasse. Um schuldenfrei in den Tag zu starten, zahlen wir - wie am Vorabend vereinbart - an der Rezeption für unsere Unterkunft. Die Rechenkünste der freundlichen Campingplatz-Chefin sind allerdings dürftig - ähnlich dürftig wie die Spülung unserer Toilette, ein bekanntes Problem, wie uns seitens der Chefin mitgeteilt wird. Während die gute Frau also über ihre Rechenfehler grübelt, informieren wir uns anhand der zahlreich vorhandenen Broschüren über mögliche Unternehmungen in der Region. Schließlich gelingt es ihr den korrekten Betrag der Unterkunftskosten zu ermitteln und wir entscheiden uns für eine heutige Radtour durch die nähere Umgebung. Da die Fahrräder vor Ort unseren hohen Ansprüchen nicht genügen, telefonieren wir ins nahe gelegene Bad Schmiedeberg und erhalten durch das Hotel 'Bad Schmiedeberger Hof' die Zusage für vier Räder.

Nachdem sich Daniel mit dem eigenen Rad auf den Weg macht, steigen drei mutige Mitfahrer zum Rennprofi Henne ins Cabriolet, welcher auf der Suche nach der Schranke auf dem Campingplatz umherirrt, bevor er mit offenem Verdeck davonrast. Beim Fahrradverleih begrüßt uns eine Hotelmitarbeiterin, deren Freundlichkeit sich uns nicht auf den ersten Blick erschließt. Unermüdlich sucht sie in schroffem Ton nach passenden Schlössern für unsere Drahtesel.
Auf geht es schließlich in Richtung Bad Düben. Am Ortsausgang von Bad Schmiedeberg spricht uns ein Einheimischer an, informiert uns über hiesige bauliche Anlagen aus der Kriegszeit und findet in René einen begeisterten Zuhörer. Dank Daniels hervorragender Orientierungsfähigkeit sind wir auf dem richtigen Weg und radeln entlang von Wäldern, in denen es herrlich nach Pinienzapfen duftet. Vor einem Supermarkt werden genüsslich Nusstaschen vertilgt, bevor es weiter ins Zentrum Bad Dübens geht.

Auf dem Marktplatz der mehr als eintausend Jahre alten Kurstadt angekommen, gönnen wir uns ein Fischbrötchen und setzen uns in die Nähe des Brunnens, um den sich eine Reihe von Schulkindern tummelt. Punkt 14 Uhr werden wir Zeugen des Zusammenstoßens zweier Ziegenböckchen auf dem Rathausturm. Total fasziniert von diesem Spektakel, welches sich stets zur vollen Stunde wiederholt, fahren wir weiter zur um 981 erbauten Burg Düben. Auf dem Burgvorplatz staunen wir über die Leiche einer auf 6000 Jahre datierten Mooreiche, welche 1994 bei Bauarbeiten im Kiesbett der Mulde entdeckt und geborgen wurde. Da die Burg und das Landschafts- u. Heimatmuseum leider geschlossen sind und man offensichtlich nicht auf unsere Unterstützung zur lokalen Entwicklung angewiesen ist, bleibt es bei einem kurzen Rundgang um das Gebäude, in welchem Napoleon nach eigenen Angaben die schrecklichsten Tage seines Lebens verbrachte, kurz bevor er die Völkerschlacht bei Leipzig verlor.

Wir radeln weiter und lassen Bad Düben hinter uns. An einem Trabbi-Friedhof gibt es kein Weiterkommen und so führt uns unser koordinatenkundiger Radprofi in ein Waldgebiet. Vermutlich zum Fernhalten von Wild hängen an einigen Bäumen Kartoffelnetze mit Menschenhaar. Nun geht es durch ziemlich unwegsames Gelände, vorbei an kniehohen Brennnesselfluren.
Wir finden tatsächlich zurück in die Zivilisation und erreichen das im Dorf Reinharz stehende Wasserschloss Reinharz mit seinem 68 Meter hohen Turm, Brauhausteich und Schlosspark; einem Komplex, das zum Netzwerk Gartenträume Sachsen-Anhalt gehört.
Wieder in Bad Schmiedeberg angekommen, beschließen wir unsere Räder hier zwischen zu parken und sie am nächsten Tag erneut zu holen. Mit hungrigen Mägen leeren wir voller Vorfreude auf ein ausgiebiges Abendessen die Regale im Supermarkt. Während Grillmeister Daniel für schmackhafte Steaks und Bratwürste sorgt, widmen sich die Gemüsespezialisten dem gesunden Grünzeug.
Gut genährt werfen wir uns anschließend eine Frisbeescheibe zu und liefern uns wie in vergangenen Zeiten ein spannendes Volleyballspiel, bei welchem sich Spieler René zwar schwer am kleinen Finger verletzt, schließlich aber die Zähne zusammenbeißt und bis zum Einbruch der Dunkelheit weiterspielt.

Samstag - Dessau-Wörlitzer Gartenreich und Oranienbaum

Frühaufsteher Daniel lässt die Spuren der letzten Nacht verschwinden und übernimmt die Frühstückszubereitung. Wir fahren erneut nach Bad Schmiedeberg und schwingen uns ein weiteres Mal auf die Fahrräder. Eigentlich wollen wir in Pretzsch in die Heide-Bahn einsteigen, doch da sich die Gruppe auf dem Weg dorthin aus den Augen verliert, wird alternativ der Bad Schmiedebergener Bahnhof angesteuert. Am Bahnsteig angekommen, werden wir sogleich in einer wenig freundlichen Weise aufgerufen den Golfplatz zu verlassen. Golfplatz? Natürlich! Wie konnten wir nur den Golfplatz nicht erkennen? Ein Rasenteppich zwischen Bahnhofsgebäude und Bahnsteig. Unglaublich. Gemeinsam mit weiteren Mitfahrern, die anlässlich der Feierlichkeiten zu Luthers Hochzeit teilweise historische Gewänder tragen, steigen wir in die Heide-Bahn und freuen uns auf eine 40-minütige Fahrt, während welcher Henne zum zweiten Mal Onkel wird. Fünf Minuten vor Ankunft erleichtert uns der Schaffner schließlich doch noch um unser Kleingeld.

Nachdem wir am zentrumsfernen Bahnhof der Lutherstadt Wittenberg ankommen, düsen wir in die mit Fressbuden verstopfte Altstadt. Die Wittenberger Bürger wollen das Fest zum Jubiläum der Hochzeit von Martin Luther und Katharina von Bora ohne uns feiern, denn wir tragen kein Gäste-Armband und so werden wir von den Feierlichkeiten ausgeladen. Wir verwöhnen uns stattdessen mit leckerem Eis und radeln auf rechtselbischer Seite weiter in Richtung Wörlitzer Park. Einige Abschnitte führen die Elbe entlang und hier und dort duftet es herrlich nach Jasmin und Liguster.
Mit der Elbfähre Coswig setzen wir wieder auf die linkselbische Seite über. Obwohl Henne schon einige Male das Wörlitzer Gartenreich besucht hat, hat er es besonders eilig. Mit unseren Rädern spazieren wir durch den Landschaftspark und besichtigen das im 18. Jahrhundert erbaute Schloss. An der St.-Petri-Kirche mit dem Bibelturm verweilen wir eine Weile und rätseln über die Sanierungen des Ziegelmauerwerkes.
Ein Streit über die gegenüberliegende Fassadenbegrünung entbrannt. Wein oder Spalierobst, das ist hier und jetzt die Frage. Während Obstfachmann René dieses Mal Recht behält, wird Henne einige Zeit später Recht behalten. Auf der Höhe der Felseninsel Stein passieren wir nämlich ein Gehölz, das der erfahrene Pflanzenkundler Henne als Trompetenbaum richtig identifiziert, während die Anderen mit dem Schnurbaum falsch liegen. Wir legen eine kurze Rast im Grünen ein, bevor wir uns wieder auf den Sattel schwingen und in Richtung des sieben Kilometer entfernten Städtchens Oranienbaum-Wörlitz radeln.
Im Inneren der barocken Evangelischen Stadtkirche Oranienbaum bewundern wir die rundum laufende Empore, die von von Hand gehauenen Eichensäulen getragen wird. Wir fahren weiter zum Schloss Oranienbaum und anschließend zur 175 Meter langen Orangerie.
Umgeben von zahlreichen Zitruspflanzen in weißen Kübeln staunen wir über eine Hebevorrichtung und sitzen im Grünen. Nach einer tiefenphilosophischen Diskussion über die Notwendigkeit eines Einkaufs brechen wir wieder auf in das etwa 30 Kilometer entfernte Bad Schmiedeberg. Wir verleben einen gemütlichen Abend mit vielen schönen Erinnerungen an die gemeinsame Studienzeit. Eine Weile fahnden wir vergeblich nach den leckeren Erdnussflocken, die aus unerklärlichen Gründen wie vom Erdboden verschluckt scheinen und begnügen uns stattdessen mit der 'Fläminger Jagd'.

Sonntag - Abreise

Während der Frühstückstisch gedeckt wird, wage ich einen Sprung in die lausigen Fluten. Durch das Erscheinen des Campingplatz-Chefs ist es auf einmal mit der sonntäglichen Ruhe vorbei, denn er erinnert uns, dass wir bis 11 Uhr auschecken müssen. Wir räumen die Bude und posieren für ein letztes gemeinsames Foto. Daniel verabschieden wir als Ersten, denn er muss sich zeitig mit dem Bike auf den Weg Richtung Leipzig begeben, um dort den Fernbus nach Hause zu erreichen. Wir anderen düsen noch einmal nach Wittenberg und werfen einen Blick auf die Thesentür an der Schlosskirche. Ganz deutlich erkennen wir die These Nr. 96 mit dem Wortlaut "Die jährlichen Treffen werden auf jeden Fall fortgesetzt, 2017 geht es nach Erfurt." 


.. to be continued ..

 > 9/12-VI-'16 <

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